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Sudanesische Kinder essen gekochte Blätter, um das Verhungern zu verhindern.

Foto: REUTERS/Antony Njuguna
„Mein Vater war der stolzeste Mann der Welt, als er zu mir sagte, dass ich nicht wie meine anderen Schwestern auf der Plantage arbeiten muss. Und ich bin froh, dass er das auch jetzt noch glaubt.“ Die Menschenhändler hatten Haratins Vater eine bessere Zukunft und Ausbildung für seine 6-jährige Tochter bei einer reichen Familie im Ausland zugesichert. Doch das mauretanische Mädchen kam nie bei einer solchen an. Stattdessen wird ihr Körper jetzt auf der Straße versteigert; ihr Wille mittels Schlägen und Demütigung gebrochen. Die Täter: Professionelle Vergewaltiger, die gelernt haben verschleppten Kindern, Mädchen und Frauen ihr Selbstwertgefühl, ihre Identität und ihre Seele zu rauben. Übrig bleiben stillschweigende Hüllen – die „lebendigen Toten“. Und sie werden niemals erwachen, wenn nicht wir das Schweigen brechen.

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Die neue Ware heißt Mensch und ist brandheiß. Denn der Menschenhandel ist, nach dem Drogen- und Waffengeschäft, der nächst gewinnbringendste Zweig der Weltwirtschaft – obwohl er schon seit vielen Jahren durch Gesetze verboten wurde. Kurz zurückspullen: 1948 allgemeine Menschenrechtserklärung der UNO. Eine westliche Welt jubelt über ihren moralischen Durchbruch. Die 200 Mio. Menschen, soviel wie 2/3 der US-amerikanischen Bevölkerung, die weltweit in Abhängigkeit leben, stöhnen auf unter den Schlägen und Demütigungen ihrer Herren.

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Im Zuge der Globalisierung ist es nun auch möglich die Herkunft des gekauften „Produkts“ wie im Katalog anzukreuzen. Die Auswahl ist groß: Russinnen, Mauretanierinnen, Thailänderinnen –das Angebot des Sexhandels kennt keine Grenzen. Grenzen kennen auch die Händler und ihre zahlreichen Kunden nicht. Die Merkregel lautet: Je gröber die Verstöße gegen die Menschenrechte, desto höher die Profite. Speziell in Ländern wie Mauretanien, das von Armut, Dürren, Hungersnöten und politischer Unstabilität nur so geschüttelt wird, müssen immer mehr Männer ihre Schulden mit ihrer Arbeitskraft und schließlich mit ihrem Leben bezahlen; müssen immer mehr Frauen ihren Körper für ein kleines Stück Brot verkaufen, um dann an AIDS zu sterben; müssen immer mehr Eltern ihre Kinder für wenig Geld verkaufen, um wenigstens ihr Überleben zu sichern. Und wenn diese dann als Kindersoldaten auf Minenfelder sterben, kriegt man halt wieder ein paar neue. So scheinen jedenfalls die Untergrundorganisationen des Menschenhandels zu denken. Die Polygamie, die korrupten Behörden, die Mafia und verschiedene Kulturen und Traditionen reichen diesen hilfreich die blutige Hand.

Wer jetzt über die menschenverachtenden Zustände der so genannten „dritten Welt“ den Kopf schüttelt, wird eines besseren belehrt werden, wenn er die nächst beste Zeitung aufschlägt. Denn in Anzeigen, europäischen Bordellen oder auf der Straße, wo du und ich vielleicht jeden Tag mit unserem Hund Gassi gehen, versteckt sich der illegale Menschenhandel. Anscheinend sind wir doch EINE Welt.