Grafik: STANDARD

In Europa hat das neue Rätselfieber zuerst die Briten erwischt. In U-Bahnen und Flugzeugen sieht man sie, über ihre Zeitung gebeugt, wie süchtig an magischen Zahlenquadraten tüfteln, die den japanischen Namen "Sudoku" tragen. Das Spiel schaut ganz simpel aus: 81 Felder, davon an die 30 bereits gefüllt, sind mit Ziffern zwischen eins und neun zu komplettieren. Manche, die das nicht schaffen, sitzen bis spät in der Nacht über dem Rätsel oder konsultieren eines der vielen Internet-Foren zum Sudoku-Fieber.

"Es ist dieses Gitter mit den leeren Feldern", sagt Wayne Gould, ein pensionierter Richter aus Hongkong, der das Spielfieber nach Europa brachte. "Es schreit danach, ausgefüllt zu werden."

In Japan entdeckt

Gould (59), ein gebürtiger Neuseeländer, war bei einer Reise nach Japan auf die Zahlenpuzzles gestoßen. Dort beschäftigen sich seit den Achtzigerjahren Millionen Menschen mit Büchern und Magazinen, die dem Sudoku (auf Deutsch etwa: "allein stehende Zahl") gewidmet sind. Japanische Verlage hatten das Spiel ihrerseits in US-Publikationen mit Mathe-Rätseln entdeckt. Tatsächlich gehören "magische Quadrate" zum uralten Wissen der Menschheit, sind schon auf einem Dürer- Stich zu finden und wurden in der nun gebräuchlichen Form vom Schweizer Mathematiker Leonhard Euler entwickelt.

Nachdem er ein Computerprogramm zur Kreation von Sudokus ausgearbeitet hatte, präsentierte Gould das Ergebnis im Herbst 2004 der Londoner Times, wo man begeistert war und im November mit der Veröffentlichung des Zahlenrätsels begann.

Wie einst Rubik's Cube

Inzwischen sind auch andere eingestiegen, etwa der Guardian, der im Mai auf zwanzig Seiten einer Beilage Sudokus publizierte. Von Großbritannien aus hat die Rätselwelle mittlerweile die ganze Welt überrollt. In den USA und auch in Australien beschäftigen sich Millionen damit. Experten vergleichen den Boom um das Zahlenspiel mit dem Fieber, das in den Achtzigerjahren "Rubik's Cube" auslöste, als weltweit Millionen an den bunten Plastikwürfeln des ungarischen Erfinders Ernö Rubik drehten.

Im deutschen Sprachraum wird das "ultimative Hirnlego" ("Tagesschau") von der Zeit und vom Handelsblatt präsentiert; in Österreich wird das Spiel vom STANDARD und derStandard.at präsentiert. Auch diese Sudokus kommen ursprünglich aus Japan, werden aber vom britischen Rätselspezialisten Puzzler Media vertrieben.

Wayne Gould, der Auslöser des Booms, hat sich inzwischen auf den Verkauf von Programmen zur Entwicklung von Sudokus spezialisiert. Laut dem britischen Wirtschaftsmagazin Economist verdient er damit heuer eine Million Dollar.

Gould versichert, dass jedes richtig gestaltete Sudoku nur eine Lösung hat. Die Zahl der mathematisch möglichen Spiele gibt die Herald Tribune mit 10 hoch 50 an – eine enorme Zahl mit 49 Nullen. Zur Lösung, für die 15 Minuten bis – bei den schwierigeren Varianten – mehrere Stunden anzusetzen sind, empfiehlt Gould, einfach die Logik einzusetzen.

Tipps zur Lösung

Im Internet, wo sich zahlreiche Foren mit Sudokus befassen, gibt es auch Tipps, wie man beim Lösen des Rätsels vorgehen kann. Die Online- Enzyklopädie Wikipedia rät in ihrer englischsprachigen Version zum "Scannen". Wenn man beim unten samt Auflösung dargestellten Sudoku z.B. alle Zeilen und Spalten durchstreicht, in denen die Zahl fünf bereits vorkommt, dann bleiben für die Platzierung des Fünfers in der Neuner-Box links oben nur noch zwei Möglichkeiten.

Mathematiker empfehlen in solch einem Fall, diese Zahl in winziger Schrift in beide in Frage kommenden Felder einzutragen und im weiteren Lösungsverlauf zu eruieren, wo sie tatsächlich hingehört.

Von der speziellen Website derStandard.at/sudoku lassen sich die Rätsel auch zum Ausdrucken herunterladen, was das Lösen mit Bleistift und Radiergummi einfacher macht. Es existieren mittlerweile auch Computer-Lösungsprogramme für Sudokus, aber mit dem Spaß am Tüfteln ist es bei deren Verwendung vorbei. (Erhard Stackl)