Kopfsteinpflaster: Dieses Kräfte raubende Stück durch die Zeltgasse ist nur eine von mehreren neuralgischen Passagen entlang des Radwegs Pfeilgasse

Foto: STANDARD/Fischer
Mit ihren zwölf Straßenquerungen zählt die Radstrecke durch den 8. Bezirk nicht gerade zu den schnellsten. Entlang der Pfeilgasse bietet sie aber einen guten Mix aus Komfort, Sicherheit und attraktiver Streckenführung.

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Eigentlich beginnt der Radweg "Pfeilgasse" am Ring (1), genauer gesagt mit der Einfahrt in die Stadiongasse. Eine erste Herausforderung, denn vor allem im Frühverkehr herrscht hier reges Treiben und die Tatsache, dass man die Strecke bis zur Kreuzung Auerspergstraße (2) ohne eigene Markierung auf schlechtem Bodenbelag zu befahren hat, macht die Sache auch nicht einfacher.

Slalom zwischen Fußgängern und Radfahrern

Eine lange Ampelphase gibt dann Gelegenheit, den vis-à-vis verlaufenden Radweg auszumachen, der sich nach einer abenteuerlichen Doppelquerung als viel zu schmal erweist, zumal die Anlage auch für den Gegenverkehr offen steht. Spätestens ab jetzt ist man angehalten, seine Augen weit offen zu halten: nicht nur, um den Slalom zwischen Fußgängern und entgegenkommenden Radfahrern unfallfrei zu meistern, sondern auch, um das unscheinbare Schild "Radweg Gürtel" rechtzeitig zu sehen. Die Schlüsselstelle schlechthin, denn quasi im Blindflug hat man eine 90-Grad-Kurve in die (als Einbahn zur Auerspergstraße geführte) Josefsgasse (3) zu nehmen. Ängstlichen Naturen sei hier empfohlen, vom Rad zu steigen, um diesen neuralgischen Punkt sicher zu umgehen.

Kopfsteinpflasterpassage

Vorbei an parkenden Autos und gegen die Einbahn geht es in der Josefsgasse zunächst stetig bergauf, auch die Straßenquerung Lange Gasse verhindert zügiges Vorankommen. Höhepunkt der Klettertour ist eine Kopfsteinpflasterpassage, unmittelbar nach der Häuserdurchfahrt in die Zeltgasse (4), mit einem üblen Schlagloch. Nach einer längeren Wartephase bei der Kreuzung Piaristengasse ist endlich die Pfeilgasse erreicht und mit ihr der wesentlich angenehmere Teil der Strecke. Ausreichend Platz, gute Sichtverhältnisse und überraschend wenig Gegenverkehr entschädigen für vorangegangene Qualen.

"Stop-and-go"-Rhythmus

Was sich jedoch wie ein roter Faden durch den weiteren Verlauf des Radweges zieht, ist sein Zeit raubender "Stop-and-go"-Rhythmus: Strozzigasse, Lerchengasse, Tigergasse, Albertgasse, Stolzenthalergasse, Blindengasse - sie alle müssen ohne Ampelregelung und auf Höhe des Tigerparks (5) sogar in einer atemberaubenden Doppelkurve und mit eingeschränktem Blickfeld durchfahren werden. Ein Unterfangen, das man aber auf sich nimmt, da dies die kürzeste Verbindung zum Lerchenfeldergürtel (6) mit bester Anbindung an das übergeordnete Radwegenetz ist. Außerdem ist der Radverkehr äußerst umwegempfindlich, attraktive Alternativen zur Pfeilgasse sind quasi nicht vorhanden.

In Gegenrichtung zeigt der Radweg erst recht seine Stärken. Gerade der auf der Hinfahrt als Tortur empfundene Streckenabschnitt entlang der Zelt- und Josefsgasse entpuppt sich als harmlos und fahrradfreundlich. Man kommt zügig voran, allein das Schlagloch in der Zeltgasse sorgt auch bei der Bergabfahrt für einen kurzweiligen Verlust an Bodenhaftung.

Verkehrsreich

Die Ausfahrt in den Radweg Auerspergstraße scheint sicherer und weniger spektakulär als in Gegenrichtung, da man nur auf einbiegende Radfahrer - die bekanntlich besonders vorsichtig sind - zu achten hat. Dafür verschafft die verkehrsreiche Kreuzung Auerspergstraße/ Stadiongasse ein unliebsames Déjà-vu-Erlebnis. Und wenn einem auf den letzten Metern noch der J-Wagen zusetzt, ist man schließlich froh, den Ring nach knapp sieben Minuten langer Fahrt endlich erreicht zu haben.

Alles in allem bleibt die knapp zwei Kilometer lange Strecke zwischen City und Gürtel "durchwachsen". Das Radeln gegen den Verkehr ist durchaus im Sinne einer direkten Routenverbindung. Wenn man aber zu Verkehrsspitzenzeiten ständig vom Rad steigen und an Kreuzungen warten muss, dann kostet das Zeit und Nerven. (DER STANDARD - Printausgabe, 3. Juni 2005)