Wien - Nach 22 Jahren beendet eine renommierte Theatergruppe der Freien Szene Wiens unfreiwillig ihre Arbeit: die Theater m.b.H., die 1983 von Johanna Tomek und Werner Schönolt gegründet wurde. Verantwortlich für das Ende ist die Einstellung der Subvention seitens der Stadt Wien im Zuge der laufenden Theaterreform. Tomek im APA-Gespräch: "Das Vorgehen der Stadt Wien war unendlich verletzend". Als letztes Stück wird seit vergangenen Freitag Howard Barkers "Christ's Dog" gespielt. Am Montag steht die Szenische Lesung "Herzgruft" von Gustav Ernst am Programm.

"Keine Perspektive mehr"

"Wir haben ohne Subvention keine Perspektive mehr", so Tomek. In sehr lapidarer Weise habe man von der Einstellung erfahren: "Am Vorabend der Pressekonferenz am 19. November vergangenen Jahres erhielten wir so wie alle Abgewiesenen ein schlichtes Mail von der Stadt Wien mit dieser Auskunft." Niemand habe im Vorfeld mit Tomek darüber gesprochen oder den Kontakt gesucht.

In Theaterreform geht es um "Reduktion der Theater"

Es gehe offensichtlich bei dieser Theaterreform nicht um eine "Neustrukturierung, sondern um eine Reduktion der Theater", meint die Intendantin und Regisseurin ernüchtert. Zwar habe es "gute Ansätze" gegeben, aber die Realisierung sei "elend", Zudem gehe es auch auch um eine "Generationenfrage. Unsere Arbeit passt nicht in die Vorgaben der Reform und ist zu wenig körper-betont, wie das heute im Trend liegt." Das klassische Sprechtheater will man nach Tomeks Einschätzung "den Institutionen überlassen".

"Wollten selbstbestimmt und autonom arbeiten"

Für die Arbeit in der Freien Szene habe sie sich damals entschieden, weil "wir selbstbestimmt und autonom arbeiten wollten. Es ist uns auch immer um die Bedingungen der Kunstproduktion gegangen, niemals nur um die Kunst." Heute sei das nicht mehr der Punkt, obwohl das Publikum der Theater m.b.H. "durchaus überwiegend jung" sei. Tomek: "Sicher ist es ein eher intellektuelles Publikum, elitär im Anspruch."

Letztes Stück

Das letzte Stück der Theater m.b.H. ist "Christ's Dog" aus der Feder des britischen Autors Howard Barker, "eine tragische Groteske um den Versuch der Selbstbehauptung und Selbstrechtfertigung eines Libertins", wie es auf der Homepage des Theaters heißt. In der Inszenierung Tomeks spielen u. a. Tomek selbst, Thomas Evertz, und Susanne Bard (letzte Vorstellung: 10. Juni). Dem österreichischen Autor Gustav Ernst ist die heute Abend stattfindende Szenische Lesung "Herzgruft" gewidmet. Es lesen u.a. : Tomek, Herbert Pendl und Clemens Aap Lindenberg.

Spielort beider Produktionen ist dietheater künstlerhaus. Den ehemaligen Spielraum der TheatermbH in Wien Neubau nutzen derzeit dietheater als Proberaum. Tomek: "Schon vor eineinhalb Jahren haben wir der Stadt Wien den Raum zurückgeben wollen, ohne jede Kosten. Aber sie wollen ihn nicht." (APA)