Moskau/London - Geht es nach den Plänen russischer Südpolforscher, soll der unterirdische Wostok-See schon demnächst angebohrt werden. Der einzigartige See, der 4.000 Meter unter dem Eis liegt, wird von den internationalen Wissenschaftlern als Sensation bezeichnet, weil dort abgeschottet Lebewesen vermutet werden, die den Forschern bisher unbekannt sind und die seit 20 Millionen Jahren dort völlig isoliert leben.

Die Sorge der Wissenschaftler ist jedoch dahingehend, dass der unsaubere Bohrkopf das Wasser des Sees verunreinigen könnte. Daher wurden die Bohrungen zuletzt nur etwa 130 Meter über der Seeoberfläche ausgesetzt. Nach Angaben des Forschungsleiters der russischen Antarktis-Expedition, Valeri Lukin, soll aber schon in der Südsommersaison 2005/2006 mit dem Plan fort gefahren werden. Die Erlaubnis der Bohrung wurde in diesem Jahr erst Mitte Januar erteilt, und das war bereits zu spät, wie Lukin berichtet. Mindestens 50 Meter will das russische Team in dieser Saison erreichen. Wie erst jetzt bekannt wurde, befindet sich im Zentrum des unterirdischen Sees eine Insel. Lukin geht davon aus, dass die Seeoberfläche allerdings erst im Sommer 2007/2008 erreicht werden wird.

Die Bohrungen wurden 1998 ausgesetzt. Damals war das Team auf 3.623 Meter Tiefe gelangt. Internationale Kritik, unter anderem auch vom renommierten Wissenschaftsmagazin "Nature", verhinderten dann weitere Bohrungen. Geplant war allerdings die Fortsetzung bereits für die vergangenen Südsommersaison. Nach Angaben von Lukin wurde das gesamte Equipment für die Bohrung außerdem auf den neuesten Stand der Technik gebracht, so dass eine Kontamination mit "modernen Mikroben" ausgeschlossen sei. Andere Forscher kritisieren jedoch, dass der obere Teil des Bohrlochs ursprünglich nicht zur Erforschung des Sees gesetzt wurde. Das erhöhe die Gefahr einer Kontamination deutlich. Rein rechtlich - nach dem Antarktischen Vertrag - braucht das russische Team keine Zustimmung für die Bohrungen. Lediglich eine Evaluation in Hinblick auf den Umweltschutz sei erforderlich. Und diese haben die russischen Forscher bereits geliefert.(pte)