Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Standard/Archiv
Salzburg - Welches Kind träumt nicht davon, einmal selbst das Ruder der Macht in die Hand zu nehmen? Im Volksgarten in der Stadt Salzburg ist es vom 29. Juni bis 16. Juli wieder so weit: Nach einjähriger Pause veranstaltet der Verein Spektrum zum zweiten Mal das 200.000-Euro-Projekt "Mini-Salzburg". Sieben- bis 14-Jährige regieren und arbeiten dort nach eigenen Regeln. Erwachsene dürfen sich nicht einmischen.

Vor zwei Jahren platzte die Kinderstadt sprichwörtlich aus den Nähten. Rund 5.000 verschiedene Kinder bevölkerten innerhalb von drei Wochen die Eisarena und den umliegenden Park. 1.500 Knirpse gingen täglich ein und aus. Heuer wird die Grundfläche auf rund 5.000 Quadratmeter erweitert.

"Alle waren begeistert. Der Ablauf funktionierte reibungslos", resümiert Petra Burgstaller, die zusammen mit Thomas Schuster das Projekt leitet. "Gefördert wird das vernetzte Denken. Das, was die Kinder tun und entscheiden, zeigt unmittelbar Wirkung." Nach dem Vorbild München - dort besteht das Projekt seit ungefähr 20 Jahren - organisieren die kleinen Bürger das Stadtleben selbst, wählen die Regierung und das Stadtoberhaupt.

Kundensuche

Neu eingeführt wird eine "Arbeitsberatung" zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Die 50 von geschulten Erwachsenen betreuten Stationen verfügen über 600 Arbeitsplätze. Mehr gibt es nicht, aber die Stadt braucht auch Kunden, die das Angebot konsumieren: etwa einkaufen im Beauty-Shop, eine Bootsfahrt unternehmen oder im Restaurant "zum gefräßigen Gaul" dinieren.

Als Währung gilt der "Saletti" - eine Wortkombination aus "Salzburg" und "Spaghetti". Um sieben Euro Eintritt erhält man sein Startkapital. Wer sechs Stunden arbeitet, zwei Stunden studiert und sich in der Stadt nachweislich auskennt, darf sich Vollbürger nennen. Die Vorteile: Er oder sie kann wählen oder gewählt werden und ein eigenes Geschäft eröffnen.

Werkstätten und Uni vergrößert

Weil das Basteln hoch im Kurs steht und der Wissensdurst unersättlich ist, wird der Werkstätten- und Universitätsbereich vergrößert. In der Universität von "Mini-Salzburg" können Kinder, die zu einem Thema Spezialkenntnisse haben, als "Professoren" auftreten und ihr Wissen an die gleichaltrigen Stadtbewohner weitergeben. Angehörige der "großen" Universität stehen als Coaches zur Verfügung und vermittlen ihre Kenntnisse jenen Kindern, die als "Kids-Professoren" arbeiten wollen. Die kleinen Professoren können dabei aus zahlreichen Themen wählen: Schreiben auf Ton, Künstler und ihre Werke, Dinosaurier oder Zellen als Bausteine des Lebens.

Neu in der Angebotspalette ist auch eine Online-Redaktion und ein Veranstaltungs- und Reisebüro: Partnerorganisationen der Spielstadt locken mit "Urlaubsangeboten". Die Kinder können Interessantes außerhalb von Mini-Salzburg besuchen.

Hauptsubventionsgeber ist die Stadt Salzburg. 60 Prozent der Kosten übernehmen Sponsoren und Projektpartner. In Wien entsteht derzeit die erste "Kids Town" Europas. (APA)