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Die panorthodoxe Kirchenversammlung nach dem Beschluss, Irinaios I. nicht mehr anzuerkennen

Foto: AP/Orsal
Istanbul - Die panorthodoxe Kirchenversammlung hat am Dienstag im Phanar in Istanbul mehrheitlich beschlossen, den Patriarchen von Jerusalem, Irinaios I., nicht mehr anzuerkennen. Hintergrund des spektakulären Schrittes sind umstrittene Immobiliengeschäfte des orthodoxen Kirchenfürsten. Bei der entscheidenden Sitzung im Phanar waren zehn der selbständigen (autokephalen) orthodoxen Kirchen vertreten: Die Repräsentanten von sieben Kirchen stimmten für die Absetzung von Irinaios I., die Vertreter von zwei Kirchen (Antiochien und Polen) enthielten sich der Stimme, nur die Kirche Georgiens unterstützte den Patriarchen, wie aus einem Bericht der Kathpress hervorgeht.

Auch das Moskauer Patriarchat stimmte mit dem Ökumenischen Patriarchen für die Absetzung von Irinaios I. Gegen die Entscheidung der Kirchenversammlung gibt es kein Rechtsmittel. Der Heilige Synod des Patriarchats von Jerusalem wurde beauftragt, für die Wahl eines "Locum tenens" (Statthalters) Sorge zu tragen, der die Neuwahl eines Patriarchen vorbereiten soll.

Immobiliengeschäfte

Der Heilige Synod des Patriarchats von Jerusalem hatte am 10. Mai Irinaios I. wegen umstrittener Immobiliengeschäfte für abgesetzt erklärt. Der Patriarch selbst hatte angegeben, von einem ehemaligen Mitarbeiter - dem flüchtigen Finanzdirektor des Patriarchats, Nikos Papadimas - hinters Licht geführt worden zu sein.

Irinaios I. verließ, wie verlautete, unter Protest die Kirchenversammlung und kündigte an, weiter Patriarch von Jerusalem bleiben zu wollen. Vermutlich kann er sich dabei auf die Unterstützung der israelischen Behörden verlassen. Die orthodoxe Kirche hat jedoch weltweit seinen Namen aus der Liste der rechtmäßigen Kirchenführer gestrichen.

Der Repräsentant des Patriarchats von Antiochien enthielt sich der Stimme, da er einen Zusatzbeschluss zur Einsetzung eines arabischen Nachfolgers für den griechischstämmigen Irinaios I. gefordert hatte. Die arabischen Gläubigen des Patriarchats von Jerusalem seien nicht gewillt, Irinaios I. weiter in seinem Amt zu tolerieren. Das Patriarchat Antiochien, das schon 1899 mit Meletios II. aus griechischer in arabische Hand übergegangen war, versteht sich seitdem auch als Anwalt der orthodoxen Araber in den weiter mit Griechen besetzten Patriarchaten von Alexandria und Jerusalem. Die orthodoxen Araber in Syrien spielten - ebenso wie ihre katholischen Landsleute - eine herausragende Rolle in der "Nahda", der arabischen Erneuerungsbewegung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Die Regierung in Athen hat unterdessen Irinaios I. aufgefordert, seine Absetzung zu akzeptieren. Das griechische Außenministerium appellierte an ihn, die "Synodenbeschlüsse von Istanbul, die gemäß dem Kirchenrecht gefällt wurden, anzuerkennen". Auf Grund der historischen Verbindung zwischen der griechischen Orthodoxie und dem orthodoxen Patriarchat von Jerusalem - der "Mutter der Kirchen" - ist auch die griechische Regierung in die Vorgänge involviert. Ebenso sind die israelische, die palästinensische und die jordanische Regierung beteiligt. (APA)