In der dritten Etage, die den "Großen Meistern" gewidmet ist, findet sich ein Raum mit Namen "Der virtuelle Dirigent", und die überwiegende Zahl jener, die hier ihr Talent am Pult auf die Probe stellen, werden von den Philharmonikern ausgeschimpft: "Können Sie denn nicht den Takt halten?" oder "So geht's aber nicht!" sind dabei noch die milderen unter den Zurechtweisungen, die in dem 20 Gigabyte starken eingespeicherten Audio- und Video-Material vorgesehen sind.
Vier Stücke stehen zur Auswahl: "Annenpolka" und "An der schönen blauen Donau" von Johann Strauß Sohn, der "Radetzkymarsch" von Johann Strauß Vater und Mozarts "Eine kleine Nachtmusik". Freilich wird nicht jedes Stück vorzeitig abgebrochen und der Amateurdirigent mit Schmähungen überschüttet:
Schafft man es nämlich, Takt und Tempo tapfer und gleichmäßig durchzuhalten, dann ertönt von der Bildschirmwand Applaus und die Musiker erheben sich. Meist gibt es auch noch echten Applaus von den Umstehenden, denn der virtuelle Dirigent ist die Hauptattraktion des Hauses der Musik, und der Taktstock wandert beständig von einer Besucherhand in die andere.
Weit ausholen
Wobei Takt und Tempo keineswegs die einzigen Elemente sind, die der virtuelle Dirigent steuern kann: Je weiter man beim Taktschlagen ausholt, desto lauter spielt das Orchester, und wenn man mit dem Stab auf bestimmte Orchestergruppen zeigt, dann erklingen diese ebenfalls lauter als der Rest. Möglich ist das dank eines ausgeklügelten Zusammenspiels zweier Rechner, neben dem Harry Potter mit seinem Zauberstab blass aussieht.
Wobei der Taktstock selbst bloß Infrarotsignale aussendet - diese werden von einem Computer mittels Gestenerkennungsalgorithmus ausgewertet und vom anderen Computer in Bild und Ton umgesetzt. Ein Timestretch-Algorithmus verhindert, dass sich bei unterschiedlichem Dirigiertempo die Tonhöhe ändert. Vier Audio-Kanäle werden parallel verarbeitet, so funktioniert das Hervorheben von Orchestergruppen.