Agassis Leid begann nach dem dritten Satz so richtig. Die Beine streikten, er humpelte über den Sand, blickte traurig drein. Nach drei Stunden war er erlöst, die eine oder andere Träne ist ihm beim Abgang über die Wange gelaufen. Der letzte Satz hat 17 Minuten gedauert. Immerhin hat er durchgehalten. 17 Mal hat Agassi in Roland Garros gearbeitet, 1999 holte er den Titel. Ein 18. Mal ist auszuschließen. Insgesamt waren die aktuellen French Open sein 58. Grand-Slam-Turnier, das ist Rekord, Ivan Lendl, Jimmy Connors und Michael Cahng schafften 57 Einsätze.
Am Ende seines 17. Teilnahme in Roland Garros wirkte Agassi konsterniert, ausgelaugt und ratlos. 98 leichte Fehler und 15 Doppelfehler sprachen Bände über die Gründe der Demütigung, die der humpelnde Agassi bis zum bitteren Ende ertrug. "Ich wollte nicht aufgeben", sagte er.
Ein Nerv im Rücken hatte sich entzündet und ihm höllische Schmerzen bereitet. "Es ist frustrierend, wenn man wegen so etwas nicht in der Lage ist, mitzuhalten." Dabei hatte er sich anders als im vergangenen Jahr, als er am unbekannten Franzosen Jerome Haehnel gescheitert war, gewissenhaft vorbereitet und mit dem Halbfinale in Rom auch einen Erfolg auf Sand vorzuweisen.
Für Gustavo Kuerten wird die Stadt der Liebe immer ein magischer Ort bleiben. Der Publikumsliebling hat 1997, 2000 und 2001 die French Open gewonnen und beim dritten Sieg mit seinem Schläger Herzen in den roten Sand gemalt. Doch obwohl sieben Jahre jünger als Agassi, forderte auch Kuertens geschundener Körper bei der Viersatz-Niederlage gegen David Sanchez seinen Tribut. In der ersten Runde hatte der Brasilianer zuvor nur bei seinem Debüt in Paris 1996 verloren. Und so ließ er offen, ob es ein Wiedersehen geben wird: "Ich werde in sechs Monaten entscheiden, ob ich meine Karriere fortsetze."
Henin-Hardenne und Scharapowa mühten sich
Ansonsten haben sich am zweiten Spieltag in Paris zunächst die Favoriten durchgesetzt, Maria Scharapowa und Justine Henin-Hardenne benötigten fürs Weiterkommen aber jeweils drei Sätze. Hardennes Gegnerin Conchita Martinez, schon zum 18. Mal in Paris dabei, hätte beinahe noch eine Sensation geliefert. Die als Nummer 10 gesetzte Belgierin hatte nach starkem Beginn große Mühe, gegen die mit 33 Jahren älteste Spielerin im Damen-Feld in die zweite Runde aufzusteigen. Die Spanierin packte noch einmal jeden Trick aus, musste sich aber doch mit 0:6,6:4,4:6 geschlagen geben.