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The Go-Betweens: Robert Forster (links) und Grant McLennan

Foto: Archiv
Ebensee – Adele Pickvance am Bass und Glenn Thompson am Schlagzeug. Das muss einmal gesagt werden. Nämlich dass es das Zutun dieser Rhythmusabteilung ist, die die wahrscheinlich wunderbarsten Popsongs der Welt transportieren hilft: jene der Go- Betweens. Wie kongenial diese Hilfe ist, konnte man am Montag im Kino Ebensee erleben. Die Arbeit dieser beiden besitzt eine ebenso starke Anziehungskraft wie das prägende Gitarrenspiel der beiden gleichberechtigten Songwriter und Sänger Robert Forster und Grant McLennan.

"Good Vibes" attestierte Forster bereits beim Betreten der Bühne – und es sollte sich als haltlose Untertreibung entpuppen. Denn in den dieser Bemerkung folgenden zwei Stunden zelebrierten die Go-Betweens eine Messe zum Thema erlesener Popsongs. Dazu mussten sie eigentlich nicht viel mehr tun, als kreuz und quer durch das eigene Gesamtwerk zu schweifen und so ein Programm auf höchstem Niveau aus dem Ärmel zu schütteln. Etwas Tanzbein von Forster, ein Lächeln von McLennan – und alles ist gut.

Forster/McLennan! Wer bei dieser Formel an eine andere, ähnlich lautende, nämlich an Lennon/McCartney denkt, hat eine ungefähre Qualitätsvorstellung bezüglich des Werks der beiden Australier, die hier in Oberösterreich von einem enthusiasmierten Publikum zur Form ihres Leben hochstimuliert Songs wie Streets Of Your Town vortragen.

McLennan singt das Stück mit teils geschlossenen Augen. So innig die Präsentation ausfällt, so locker spielt der glatzköpfige Grant, der sanftere Konterpart zum dominanteren Showman Forster. Es ist ein Stück aus der ersten Karriere der Go-Betweens. In den 80er-Jahren erreichten sie mit ihrer aus Folk, New Wave und Rock unter besonderer Berücksichtigung von Velvet Underground generierten Pop- Formel Kultstatus.

Alben wie Spring Hill Fair, Liberty Belle And The Black Diamond Express, Tallulah oder 16 Lovers Lane begründeten einen exzellenten Ruf, der beinahe in eine Weltkarriere gipfelte. Immerhin luden sogar R.E.M. die Go-Betweens in ihr Vorprogramm.

Doch plötzlich war Schluss. Die Go-Betweens lösten sich auf. Sowohl Forster als auch McLennan etablierten solide Solokarrieren, doch der Verlust des jeweils anderen war ihren Werken anzumerken. Ebenso plötzlich tauchten die beiden im Jahr 2000 wieder auf und schlossen mit dem Reunion-Album The Friends of Rachel Worth souverän an frühere Höhepunkte an. Seit dem Folgewerk Bright Yellow, Bright Orange sind Pickvance und Thompson dabei – und die Go-Betweens wieder eine richtige Band. Auf ihrer laufenden Tour präsentiert man das eben erschienene Album Oceans Apart – ein Meisterwerk!

Charme galore!

Robert Forster singt daraus gerade eine manische Version von Here Comes The City. Ein Instantklassiker: Eine prägnante Melodie, ökonomisch umgesetzt und aus dieser Reduziertheit Unmengen an Charme generierend, bringt es den Saal zum Hyperventilieren. Der daraufhin erste Abgang der Band mündet in mehrere großzügig bemessene Zugabeblöcke, die die Band sichtlich genießt.

Immerhin sind The Go-Betweens heute so erfolgreich wie nie zuvor. Das begründet sich vor allem darin, dass es der Band gelingt, nicht bloß ihr altes Publikum wieder in die Konzertsäle zu bringen – auch die Jugend scheint sich dieser Musik nicht entziehen zu können, ist vom Charisma ihrer Protagonisten ebenso angetan wie von ihrer konstanten Qualitätsarbeit.

Musikmagazine rund um den Globus vergeben Bestnoten für Oceans Apart, und das deutsche Rolling Stone veröffentlichte überhaupt gleich ein 20-Seiten-Spezial über die Band. Was soll man dazu noch sagen? Jedenfalls hat Baumsterben nie mehr Sinn gemacht. Nass geschwitzt und glücklich wie der Saal ist die Band mittlerweile am Ende angelangt: People Say aus der Urzeit der Bandbiografie steht am Programm: "People say I'm mad to want you, people say I'm mad to love you."

Dieses verrückte Begehren – es beruhte auf Gegenseitigkeit. Ein großer Abend! (DER STANDARD, Printausgabe, 25./26.05.2005)