Wien - Rund 700 Überschwemmungen sind in der Unwetterchronik der Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) seit 1951 verzeichnet worden. Am Montagnachmittag kam ein weiterer Eintrag dazu: Ein Unwetter mit starken Regenfällen sorgte in Ober- und Niederösterreich für überflutete Häuser und zerstörte Straßen. Wirklich gefährlicher wird das Wetter aber nicht, sagen Experten.

Flut im ersten Stock

Besonders im Südosten Oberösterreichs richtete das "präfrontale Gewitter", das vor dem Durchzug der eigentlichen Kaltfront entsteht, erhebliche Schäden an. Im Gebiet um Reichraming (Bez. Steyr-Land) stiegen durch die starken Niederschläge Bäche und kleine Flüsse innerhalb kurzer Zeit um bis zu 1,5 Meter an, mancherorts wurden Häuser bis in den ersten Stock überflutet. Insgesamt 250 Gebäude waren betroffen, schätzen die Landesstellen, Soldaten sollen ab Mittwoch helfen.

Murenabgänge verwüsteten Straßen, die Eisen-Bundesstraße (B 115) musste auf einer Länge von mehreren Kilometern gesperrt werden. Auch in Niederösterreich waren in den Bezirken Gmünd, Zwettl und Melk rund 750 Feuerwehrmänner mit dem Auspumpen von Kellern und Aufräumarbeiten beschäftigt.

Keine Beunruhigung

Beunruhigt sind die Experten aber nicht. "Man muss leider davon ausgehen, dass alljährlich mehrere Punkte in Österreich von solchen Starkwetterereignissen betroffen ist", meint ZAMG-Klimatologe Otto Svabik. Auch Herwig Proske vom Joanneum Research in Graz warnt vor voreiligen Schlüssen: "Eine Zunahme extremer Ereignisse ist absolut noch nicht beweisbar."

Sehr wohl einen Anstieg gäbe es nur bei den Schäden durch Überschwemmungen und Muren - "das liegt aber an der geänderten Risikosituation durch die Verbauung", meint Proske. Generelle Erkenntnisse für größere Gebiete seien überhaupt schwierig, hängen Katastrophen doch auch von geologischen Voraussetzungen und dem Wasserhaushalt in der Region ab. Heuer könnten aber im Sommer öfter Überschwemmungsalarm gegeben werden, mutmaßt der Wissenschafter. Denn schneereiche Winter wie in der heurigen Saison haben durch die stärkere Feuchtigkeitssättigung des Bodens schon in der Vergangenheit die Katastrophenwahrscheinlichkeit erhöht. (Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe, 25.05.2005)