Ganze 55.000 Euro soll ein 47-jähriger Wiener Postbediensteter aus dem Tresor seines Amtes veruntreut haben. Der Mann stritt die Tat ab und berief sich am Dienstag beim Prozess im Wiener Straflandesgericht auf seine "Schlampigkeit".

Zugetragen hatte sich das Verbrechen laut Anklage irgendwann zwischen Freitag, den 5. November 2004 und Montag, den 8. November 2004. Als Hauptkassier hatte der Beschuldigte als Einziger Zutritt zu dem großen Tresor, in dem rund 80.000 Euro lagerten. Er war auch zuständig für dessen Abrechnung.

"Versäumnisse"

Durch zwei von ihm verschuldete Versäumnisse hätten sich allerdings zwei Möglichkeiten für andere Personen ergeben, sich in dem Gelddepot zu bedienen, versuchte der Mann vor Gericht glaubhaft zu machen: Am Freitag erledigte er die Abrechnung bereits um 16.40 Uhr, ging dann anderen Tätigkeiten nach und verbrachte den Abend in einem Cafe. Zu dieser Zeit habe er den Schlüssel für den Tresor versehentlich im Amt liegen lassen. Erst nachdem ihm ein Kollege diesen ins Lokal nachgebracht habe, sei ihm dies aufgefallen.

Den zweiten Fehler wollte er am darauf folgenden Montag begangen haben: In der Früh habe er den Tresor geöffnet und eine Mappe entnommen. Dabei sei der Schlüssel versehentlich stecken und der Sicherheitsbereich für jedermann zugänglich geblieben, sagte er. Nachdem er die Toilette aufgesucht habe, sei ihm aufgefallen, dass der Geldbetrag fehlte. "Ich hab praktisch zwei Mal schlampig agiert", erklärte der Mann.

Private GeldproblemeB

So recht glauben wollte ihm der Vorsitzende Gerhard Pohnert die Versäumnisse nicht. Auch zwei Postbedienstete, die als Zeugen geladen waren, sahen die Fehler als ungewöhnlich: "Wenn man auf die Toilette geht, nimmt man den Schlüssel mit", betonte die zuständige Bereichsleiterin. Auch ein Mitarbeiter des postinternen Erhebungsdienstes, der früher selbst für einen Tresor verantwortlich war, zeigte sich skeptisch: "Ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, einen Schlüssel liegen zu lassen oder den Tresor offen."

Der Beschuldigte räumte seinerseits private Geldprobleme ein: Ein Kredit von 40.000 Euro sei ausständig und auch das Gehaltskonto habe er um 8.000 Euro überzogen. Zudem neige er zum Spielen, erklärte der Mann bei seiner Einvernahme. Da eine Zeugin nicht erschien, wurde der Prozess vertagt. (APA)