Carl Spängler KAG
Entgegen den Erwartungen des Marktes rechnet Ed Hyman, Chairman der angesehenen ISI Group (International International Strategy and Investment Group), für 2005 nur mit einem US-BIP-Wachstum von zwei Prozent. Gewinnsteigerungen der Unternehmen sieht er für das Gesamtjahr in den USA gar keine mehr. "Das wird für die Firmen schmerzhaft", prognostiziert der Stratege. Auch die Analysten würden auf dem falschen Fuß erwischt: "Denn der Markt rechnet dieses Jahr mit Gewinnsteigerungen von 10-15 Prozent im S&P 500", erklärte Hyman am W.P. Stewart Investmentseminar letzte Woche in New York.

"Ölpreis läuft US-Konjunktur um ein Jahr voraus"

Gründe für die wirtschaftliche Abschwächung in den USA sieht er vor allem im hohen Ölpreis. Denn dieser laufe der Entwicklung der US-Wirtschaft in etwa um ein Jahr voraus: "Sein Hoch hat Öl in diesem Frühjahr erreicht. Ich rechne ab jetzt mit einem Rückgang auf 40 US-Dollar, demzufolge mit dem Tief der US-Wirtschaft im Frühjahr 2006 zu rechnen ist", so der 25 Jahre in Folge vom "Institutional Investor" Magazin zum besten Ökonom der Wall Street gekürte Experte. Weitere Gründe für die US-Schwäche seien eine sich verflachende US-Zinskurve und negative Frühindikatoren, etwa der OECD.

Aktienmärkte achten bereits auf 2006

Für die Aktienmärkte sei das aber nicht unbedingt negativ: "Der Markt wird sich bereits auf 2006 konzentrieren und das schlechte 2005 in den Hintergrund drängen", glaubt Hyman und vergleicht die Lage mit 1994/95: "Als das BIP-Wachstum 1995 von 4,4 Prozent auf 2 Prozent zurückging, stieg der S&P 500 um knapp 40 Prozent". So weit will sich Hyman dieses Jahr jedoch nicht aus dem Fenster lehnen: "Niedrige zweistellige Kursgewinne sollte der S&P 500 im Gesamtjahr aber schon verzeichnen".

"Dieses Jahr kommt noch eine Finanzmarkt-Krise"

Denn ganz ungetrübt sei das Aktienmarktbild nicht: "Es wird 2005 eine Krise auf uns zukommen, das war noch in jedem Zinsanhebungszyklus der FED so". Zu möglichen Auslösern dieser Krise kann aber auch Hyman nur spekulieren: "China, Hedgefonds oder die Autoindustrie", meint der Stratege, der neben der Mexiko-Krise 1994 auch bereits die Aktien-Abschwächung der Jahre 2001/2002 richtigerweise vorhergesehen hat.

Anleihenrenditen sinken wieder

Bei Anleihen ist der ISI-Stratege ebenfalls positiv: "90 Prozent der Marktteilnehmer gehen von steigenden Zinsen bei den 10-jährigen-Treasuries aus. Ich denke die Renditen werden von 4,4 auf unter 4 Prozent fallen, da die Inflation auf absehbare Zeit kein Problem darstellen wird". Und auch am kurzen Ende der Zinskurve sei die US-Notenbank bereits am Ende ihres Zinsanhebungs-Zyklus angelangt.

2010: Schlimmste US-Rezession aller Zeiten

Wirklich große Sorgen sollten sich Anleger dann erst ab dem Jahr 2010 machen: "Um diesen Zeitpunkt herum rechne ich u.a. aufgrund demografischer Entwicklungen mit einer Rezession in den USA. Diese wird schlimmer sein als alles was Anleger seit langem gesehen haben". Bis dorthin sei aber noch genügend Zeit...

Über die Person: Ed Hyman, Chairman der ISI Group, gründete die Firma zusammen mit Nancy Lazard im Jahr 1991. Davor war er bereits als Chairman des Analyse-Hauses C.J. Lawrence tätig. Die in den USA hoch angesehene ISI Group ist der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt und erstellt Analysen zur Entwicklung der globalen Wirtschaft. Der 25 Jahre in Folge von Lesern des US-Magazins "Institutional Investor" zum besten Ökonomen der Wall Street gekürte Hyman, verwaltet auch Anleihenmandate mit einem Gesamtvolumen von fast einer Milliarde US-Dollar. Er hält einen MBA des MIT (1969) bzw. einen Bachelor of Science der University of Texas (1967).

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