Der Erste Weltkrieg war einer der ersten Kriege, mit dem das Kino in Berührung kam. Die Folgen waren für das Kino enorm, wie die Filmwissenschafterin Elisabeth Büttner in ihrem Vortrag beim Symposium Combat Cinema - Film im Krieg x Krieg im Film ausführte. Das noch junge Massenmedium wird zum Propagandamittel, mit der Aufgabe, die Moral zu stärken; es gerät zum Agenten einer Vergesellschaftung. Aber die Bilder produzieren Überschuss. Sie zeigen mehr als den Krieg, der selbst ein Nichtereignis bleibt, eine Erfahrung, die sich nicht adäquat vermitteln lässt.
Wie schreibt sich der Krieg ins Kino ein? Welcher Form einer Alltagskultur des Krieges begegnet man im Kino? Die vielschichtige, dabei stets problematische Verflechtung von Krieg und Kino war Thema einer vom Filmwissenschafter Drehli Robnik konzipierten Tagung im Österreichischen Filmmuseum. Das Ende des Vietnamkriegs wie jenes des Zweiten Weltkriegs diente als Anlass, sich der "filmischen Gedächtnispolitik" mit einer Reihe von Vorträgen zu widmen.
Die Bandbreite der anvisierten filmischen Kriegsschauplätze war groß: Der Berliner Filmwissenschafter Hermann Kappelhoff etwa widmete sich im ersten Vortrag dem US-amerikanischen Kriegsfilm und seiner Visualisierung des Zweiten Weltkriegs. Er hob dabei einen grundlegenden Widerspruch hervor: Wo das Glück des Einzelnen als höchstes gesellschaftliches Gut erachtet wird, muss das Opfer aus den eigenen Reihen ein Dilemma bleiben.
Noch prekärer wird dieses Verhältnis in der Darstellung späterer Kriege, die anders als der Zweite Weltkrieg nicht mehr als "Good War" reklamiert werden können: Schon der Korea-Krieg wird primär in einem Raum der Angst ausgetragen, die innere Befindlichkeit der Soldaten rückt ins Zentrum, analysierte der Zeithistoriker Siegfried Mattl. In Vietnamfilmen wie Platoon und Rambo werden die Helden endgültig individualisiert, so der Publizist Stefan Reinecke, und der Dschungel wird zur Kulisse, vor der weniger der Feind als der inneramerikanische Zeitgeist sichtbar wird.
Unreiner Krieg
"Combat Movies" wie Black Hawk Down, die sich mit neuen Kriegen befassen, scheinen von dieser Logik wieder abzukehren. Die haptische Qualität jüngerer Filme, die beinahe schon obsessiv den verwundeten Körper der Soldaten ausstellen, verweist auf eine veränderte Optik der Krieges, die die Materialität der Bilder erfasst (Robin Curtis). Drehli Robnik ortete darin die Spuren eines "unreinen Krieges", in der sich eine postheroische Befindlichkeit primär über den Modus des Traumas ausdrückt.