Fragen

Nach der weltweit gleichzeitigen Einführung von Mac OS X "Tiger" gepaart mit viel Medienhype stellen sich nun die grundlegenden Fragen: was kann es wirklich und was braucht man/frau? Wo sind typische Arbeitsschritte vereinfacht, wie kann ich mehr Information besser verarbeiten? Wird das System auch in drei bis vier Jahren Sinn machen?

Und nicht zuletzt: zahlt sich ein nicht ganz billiger Umstieg aus?

Innovationen

Die wahre Innovation von Tiger liegt in den Tiefen des Betriebsystems versteckt. Spotlight durchsucht Dateien auf der Festplatte und katalogisiert die Inhalte. Dadurch können Dateien durch die Tastenkombination Apfel+Leertaste systemweit jederzeit gefunden werden. Spotlight ist sehr flott.

Bei jedem weiteren eingegeben Buchstaben in der Suchmaske wird die Suche verfeinert. Quasi Google am Desktop. Eine Suche über fünfzigtausend Dateien und fünfzehn Gigabyte braucht im Schnitt ein bis fünf Sekunden.

Ausnahmen

Eine kleine Warnung: im Gegensatz zur Erwartungshaltung durchsucht Spotlight nicht alle Inhalte von allen Dateien. Jeder Dateientyp braucht einen eigenen "Spotlight Importer". Dateien in proprietären Formaten werden nicht automatisch durchsucht.

Allerdings liefert Apple Spotlight Unterstützung für die wichtigsten Formate: E-Mail, text, PDF, MP3, Bilder etc, mit.

Index

Apple "Mail" wurde grundlegend überarbeitet. Im Webstandard Test konnte das System ohne Probleme dreizehn Tausend (!) E-Mails innerhalb einiger Minuten indizieren und durchsuchen.

Dabei lagen diese sogar noch auf einem externen Mailserver. Nach der ersten Indizierung dauerte eine komplette Suche im Durchschnitt ein bis drei Sekunden.

Spot

Apple hat hier genau den Zahn der Zeit getroffen. E-Mail - essentiell im privaten wie auch geschäftlichen Bereich - kann dank Spotlight quasi jahrelang aufgehoben werden und die Suche bleibt noch immer schnell.

Gruppen

Sogenannte "smart lists" gruppieren alle Mails zu einem bestimmten Thema oder von einer bestimmten Person automatisch im Hintergrund. Es wirkt, als müsste man nie wieder Mails händisch aussortieren.

Der Spam- (unerwünschte Mails) Filter funktioniert ausreichend gut. Über Virenschutz im Email Programm muss man nicht viel berichten: bisher waren alle Viren auf OS X eher theoretischer Natur.

Effektvoll

"Widgets" und der restlichen Hintergrund wird ausblendet. Dank OpenGL wird der Aus- und Einblendeffekt auf der Graphikkarte und somit komplett flüssig dargestellt.

Abgesehen von den schönen Effekten: Widgets haben ein sehr grosses Potential. Dank Widgets kann jeder, der eine dynamische Webseite mit CSS stylesheets erstellen kann, übers das Internet Informationen anbieten.

Informationen

Das reicht über das Verfolgen von DHL Paketen in Echtzeit über Flugplaner bis hin zu beliebigen Informationssystemen. "Information at your fingertips (F12 Taste)" rückt somit ein Stück näher.

Abzuwarten bleibt, ob die Informationssysteme tatsächlich für den Desktop angeboten werden.

Speed

Der mitgelieferte Web Browser "Safari" wurde beschleunigt. Safari unterstützt nun mittlerweile das sogenannte HTTP Pipelineing. Gemeint ist: die einzelnen Teile einer Webseite (Bilder, Text, ...) werden parallel geladen.

Das Ergebnis davon: im Durchschnitt erscheint eine Webseite 40-65 Prozent schneller am Bildschirm.

Support

In "Tiger" wird nun auch Active Directory und Exchange Server unterstützt. Somit sollte die letzte Brücke zu Windows Netzwerken geschlossen sein.

Umstieg

Wichtig für Umsteiger von Mac OS X "Panther" auf "Tiger": der Migrationsassistent.

Sämtliche Einstellungen vom alten System wurden korrekt übernommen.

Praxis

Eine kleine eher unbeachtete Erweiterung dürfte, wenn richtig ausgenützt, sehr praktisch werden: das bekannte Disk Utility Programm wurde erweitert.

Restore

Man kann nun nicht nur ein komplettes Backup der Festplatte auf eine Datei machen sondern von dieser Datei, egal wo sie am Netzwerk liegt, wiederherstellen.

Tools

Im "Dienstprogramme" Ordner versteckt sich ein kleiner Juwel für all jene, die entweder ihren Kindern Mathematik Hausübungen erklären müssen oder selbst studieren: Seit langem schon wurde bei Apple an "Grapher" entwickelt. Grapher ist im Gegensatz zu vollständigen Mathematikprogrammen wie Mathematica ein kleines aber sehr intuitiv zu bedienendes Programm.

Grapher kann die wichtigsten mathematischen Konzepte wie Reihen, Ungleichungen, Gleichungen, Vektorfelder implizit darstellen.

Formel

Soll heißen: man gibt nur die Formel genau wie in der Schule ein - ohne eine Programmiersprache zu lernen - und erhält prompt eine sehr ansehnliche Visualisierung. Die so erhalten Graphen können natürlich in die Semesterabschlussarbeit übernommen werden.

Man merkt, dass viel Liebe und Arbeit in den "Grapher" gesteckt wurde.

Fazit

Von den über 200 Features sind zwar viele nicht so wichtig wie sie angepriesen wurden, aber einige wenige Features werden den Arbeitsalltag fundamental verändern.

Wer einen älteren Mac sein eigen nennt, muss wahrscheinlich tiefer in die Geldtasche greifen. (ak)