Bild nicht mehr verfügbar.

Empört: Präsident Karzai am Samstag nach seiner Ankunft in Boston.

Foto: AP/Poole
Washington - US-Präsident George W. Bush hat der afghanischen Regierung zugesichert, ihr langfristig die Zuständigkeit für alle im US-Gefangenenlager Guantanamo festgehaltenen Häftlinge des Landes zu übertragen.

Von dem afghanischen Präsidenten Hamid Karzai forderte er am Montag, verstärkt gegen den Drogenhandel vorzugehen. Nach dem Treffen von Bush und Karzai demonstrierten beide Seiten Einigkeit. Die US-Regierung werde auch künftig ihr Vorgehen in Afghanistan eng mit der Regierung in Kabul abstimmen, sagte Bush bei einer gemeinsamen Pressekonferenz. "Unsere Beziehungen sind geprägt durch Kooperation und Konsultation." Forderungen, bei Razzien in afghanischen Dörfern und Städten stärker mit den Behörden vor Ort zusammenzuarbeiten, kam Bush nicht entgegen.

Bush: "Guantanamo-Gefangenen nach Afghanistan"

Nach den Berichten über Misshandlungen von moslemischen Gefangenen in einem US-Gefängnis in Afghanistan war das Klima zwischen Afghanistan und den USA zuletzt angespannt. Karzai hatte am Wochenende die Rückführung der afghanischen Guantanamo-Gefangenen in ihr Heimatland gefordert sowie eine Bestrafung der US-Soldaten verlangt, die afghanische Häftlinge zu Tode gefoltert haben sollen.

Bush erklärte sich am Montag grundsätzlich bereit, die Gefangenen der Obhut der afghanischen Regierung zu übergeben. Vorher müssten aber die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden. "Wir müssen sicherstellen, dass die nötigen Einrichtungen vorhanden sind, Einrichtungen in denen diese Menschen leben, versorgt und bewacht werden können."

Solange das US-Militär in Afghanistan aktiv sei, werde es selbstverständlich unter US-Kontrolle bleiben, sagte Bush. Er stellte sich damit gegen Forderungen, Afghanistan die Kontrolle über US-Militäroperationen in dem Land zu übertragen.

Mohnanbau

Karzai sagte, die afghanische Bevölkerung sei sehr wütend über mutmaßliche Misshandlungen von afghanischen Gefangenen durch US-Soldaten. Allerdings würden die Menschen in dem islamisch-geprägten Land die US-Bürger nicht pauschal verurteilen. "Sie erkennen an, dass individuelle Handlungen nicht Regierungen oder ganze Gesellschaften widerspiegeln." Vorfälle wie diese würden sich überall ereignen.

Ebenfalls verständnisvoll zeigte sich Karzai zur US-Kritik, Afghanistan tue nicht genug gegen den Anbau von Mohn, der zur Herstellung von Heroin genutzt werde. Der Mohnanbau unterwandere die Wirtschaft seines Landes und sei schlecht für dessen Image, sagte der Präsident. Er hoffe, dass in diesem Jahr 20 bis 30 Prozent des Mohnanbaus ausgerottet werden könnten. In fünf bis sechs Jahren solle die gesamte Produktion vernichtet sein. Ein Bericht des US-Außenministeriums hatte den afghanischen Heroinhandel kürzlich als "enorme Bedrohung für die Weltstabilität" bezeichnet. Afghanistan gilt mittlerweile als größter Heroin-Lieferant der Welt.(red/APA)