Bild nicht mehr verfügbar.

Seltsame Instrumente in einer seltsamen Welt: die griechische Siegerin Helena Paparizou beim 50. Songcontest in der Ukraine an der so genannten Hosenträger- geige.

Foto: REUTERS/Gleb Garanich
Tatsächlich große Pop-Nationen wie Großbritannien oder Frankreich landeten im Schlussfeld.


Kiew - Betrachtet man das Ergebnis des Euro Vision Songcontests, verstärkt es den Eindruck, der bei dieser heuer zum 50. Mal ausgetragenen Veranstaltung schon länger dominiert: Nämlich dass dieses eine verkehrte Welt repräsentiert. Denn mit Deutschland, Frankreich und Großbritannien markierten ausgerechnet die drei größten europäischen Musikmärkte die Schlusslichter, während Pop-Exoten wie Moldawien, die Schweiz oder Rumänien im Spitzenfeld landeten.

In dieser seltsamen Welt fuhr also die geborene Schwedin Helena Paparizou für Griechenland mit der seherisch betitelten Belanglosigkeit My Number One am Samstag in Kiew den ersten Platz ein. Die Musik kam bei ihrer Darbietung vollständig vom Band.

Helena, die bereits 2001 für Griechenland angetreten war und damals den dritten Rang belegt hatte, gab dazu mit vier Tänzern eine kleine Aerobiceinlage, deren Höhepunkt darin bestand, dass sie einen der vier sie umtänzelnden Lustknaben zu Boden beförderte, ihm die Hosenträger lang zog und den so gespannten Gummi mit einem Geigenbogen strich.

Paralleleuropa war angetan - und vergab per Telefonwahl insgesamt 230 Punkte. Dasselbe Schattenreich bedachte Malta, für das Chiara, eine Art mediterrane Stefanie Werger, mit einer relativ statischen Performance die selbst verfasste Ballade Angel sang, mit 192 Punkten: Platz zwei.

Rumänien belegte mit 158 Punkten knapp vor Israel (154) den dritten Rang: Zu kläglichen Dancefloor-Rhythmen trommelte die Band um Sängerin Luminita Anghel auf Ölfässern und machte so also viel Lärm um sehr wenig.

Für das Gastgeberland Ukraine bot die Formation Green Jolly eine einigermaßen zeitgemäß wirkende politische Rap-Nummer, während der orange Fahnen - das Symbol der letztjährigen Revolution im Gastgeberland - das Erscheinungsbild des Saales dominierten. Für diese Loyalität gab es lediglich 30 Punkte, Platz 20.

Das jämmerliche Abschneiden des deutschen Beitrags verantwortete dann wohl weniger die hölzerne Darbietung von Gracia. Die von ihr eroberten vier Pünktchen lassen sich eher als Revanchefoul der Wahlberechtigten lesen.

Immerhin sorgte David Brandes im Vorfeld für einen ordentlichen Skandal. Als Gracias Manager wurde ihm vorgeworfen, im vergangenen Februar mit CD-Hamsterkäufen eine die deutschen Charts verzerrende Manipulation verursacht zu haben, die seinem Schützling die Teilnahme am Songcontest sichern sollte. Wie lautet eigentlich der Superlativ von ärmlich?

Am Ende der fast vierstündigen Show gratulierte der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko höchstpersönlich Helena Paparizou, die ihr Siegerlied im Anschluss noch einmal vortrug. Dem Veranstaltungsmodus entsprechend wird nun der Songcontest 2006 von Griechenland ausgerichtet.

Mittlerweile sind auch die Ergebnisse der Qualifikationsrunde veröffentlicht worden, in der Österreich bekanntlich glücklos angetreten ist: Demnach belegten Global.Kryner mit Y Así Platz 21 - von 25. Für das Finale wäre eine Platzierung unter den ersten zehn notwendig gewesen. (DER STANDARD, Printausgabe, 23.05.2005)