Ein kurzer Auftritt des Meisters im Rahmen eines Gastspiels der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen im Konzerthaus bot dem Sokolov-Junkie nun Gelegenheit, seine - aufgrund der Absage des März-Soloabends im Musikverein wieder akut gewordenen - Entzugserscheinungen zu bekämpfen, und speziell mit Mozarts so sonnenweichem wie schmerzreichem A-Dur-Klavierkonzert KV 488 sollte das doch überhaupt kein Problem sein.
Denkste! Buttercremetortenflauschig hatte Sokolov sein Arbeitsgerät intonieren, statt der Filzbezüge wohl 88 kleine Wattebäusche an den Hämmern des Konzerthaus-Steinway anbringen lassen: Die Pointiertheit der Gestaltung der Ecksätze war so leider eher zu erahnen als zu erfahren. Im Mittelsatz ließ der Russe gerade beim resignativen Eröffnungsthema singende Einfachheit missen und füsilierte mit seinen zahlreichen Miniattacken an fast jedem Ton des Themas dessen zarten improvisatorischen Fluss.
Ausgleichend dafür malte die Deutsche Kammerphilharmonie unter der Leitung Trevor Pinnocks bei ihrem Eintritt in den fis-Moll-Satz ein warmfarbiges, lebendiges Bild des Klagens - so sinnlich, atmend und vielstimmig erzählend, wie auch Joseph Haydns Es-Dur-Symphonie Hob. I/99 und Carl Philipp Emanuel Bachs D-Dur-Symphonie Wq 183/1 in wahrster, anschaulichster Sinnfälligkeit wieder zu klingendem Leben erweckt wurden.