Wien - Politiker beim Wort zu nehmen, das versucht das europaweites Forschungsprojekt "MAGEEQ". Dazu untersuchten Wissenschafter in ganz Europa, in welchem Zusammenhang in den Jahren 1995 bis 2003 das Thema "Familie" in Gesetzestexten, Berichten der Regierung, Politikerstellungnahmen in nationalen Parlamenten und in Interviews verwendet wurde. Die wissenschaftliche Fragestellung: Inwieweit hat sich der öffentliche Diskurs zum Thema Familie verändert? Welche Stereotypen werden verwendet, welche nicht mehr? Die Österreich-Ergebnisse wurden am Freitag im Rahmen einer Tagung am Wiener Institut für die Wissenschaften vom Menschen präsentiert. "In Österreich gab es im Jahr 2000 einen Bruch im familienpolitischen Diskurs; das ist etwas Einzigartiges", fasst Politikwissenschaftlerin Birgit Sauer ihre Forschungsarbeit zusammen, "die Familie erlebte eine Aufwertung und ist stark ins Zentrum gerückt. Nicht die Gleichstellung von Frauen, sondern das gute Umfeld und die Zeit für die Familie bestimmen seither die Debatte". Das österreichische Forschungsteam konnte auch dokumentieren, dass das Thema Familien von der Politik in ein neues "Diskursumfeld" eingebettet wurde. "Familienpolitik wird oft in einem Atemzug mit dem der aussterbenden Nation Österreich genannt", so MAGEEQ-Mitarbeiterin Karin Tertinegg, "ähnlich ausgeprägt ist das sonst nur in Griechenland". Eine Verschiebung in den Vorstellungen orteten die Experten übrigens auch bei der Opposition. Tertinegg: "Auch in den SPÖ-Äußerungen steht Familie deutlich öfter im Zentrum als zuvor." (tó/DER STANDARD, Printausgabe, 23.05.2005)