Warschau - Die polnische Regierungspartei SLD (Bündnis der demokratischen Linken) wählt am Sonntag auf einem Parteitag einen neuen Vorsitzenden. Wie die "Gazeta Wyborcza" am Mittwoch berichtete, bewerben sich der frühere SLD-Generalsekretär Marek Dyduch und Wirtschaftsminister Jacek Piechota um die Führung der krisengeschüttelten Partei. Die scharf kritisierte bisherige Parteiführung war am vergangenen Samstag zurückgetreten. Ex-Chef Jozef Oleksy unterstrich, dass er keine Wiederwahl anstrebt.

"Der beste Kandidat wäre Wojciech Olejniczak, aber er will nicht kandidieren", sagte Piechota am Dienstag in Brüssel. Er bestätigte auch, dass er sich für die Kandidatur entschlossen hat. Warum sich der junge Landwirtschaftsminister Olejniczak trotz inständigem Bitten von Ex-SLD-Klubchef Krzysztof Janik und Staatspräsident Aleksander Kwasniewski nicht zur einer Kandidatur durchringen kann, liegt auf der Hand. "Die kommenden Wahlen werden sicher eine Niederlage der SLD bringen. Der neue Chef wird dafür im Herbst mit seinem Posten bezahlen", sagte ein SLD-Führungspolitiker der Zeitung. Der Landwirtschaftsminister wird daher wohl lieber auf bessere Zeiten warten. Ähnlich äußerten sich andere SLD-Politiker, die Olejniczak für den besten Kandidat betrachten.

"Populistischer Kurs"

Piechota ist also der Ersatzkandidat der Olejniczak-Befürworter. Der Wirtschaftsminister will die Partei stark reformieren und die Grundlage für eine Weiterentwicklung und Vereinigung mit anderen linken Gruppierungen schaffen. "Ich kann den populistischen Kurs der Linken nicht akzeptieren", betonte Piechota.

Für Dyduch und seine Befürworter ist Piechota viel zu liberal. Der Sieg Dyduchs würde einen Linksruck der Partei bedeuten. Das hoffen viele alte Mitglieder des Parteiapparats, die sich mit Freude an die "alten, guten" Zeiten der Volksrepublik Polen erinnern. (APA)