New York - Wegen der hohen Ölpreise wird die
Nachfrage nach dem Rohstoff nach Einschätzung von US-Notenbankchef
Alan Greenspan geringfügig nachlassen. In den kommenden Monaten sei
deshalb in den USA und darüber hinaus mit weiter wachsenden
Öl-Lagervorräten zu rechnen. Bereits im April habe er bei steigenden
Ölpreisen vorhergesagt, die Lagerbestände würden als "Puffer, der den
Preis-Wahnsinn dämpft", dienen, sagte Greenspan am Freitag vor dem
Wirtschaftsclub von New York.
Daten der US-Regierung zufolge haben sich die US-Öl-Lager seither
tatsächlich aufgefüllt - fast auf den höchsten Stand seit sechs
Jahren. Ein etwas langsamerer Aufbau sei auch in anderen
Industriestaaten zu beobachten, stellte der Fed-Chef fest. "Der
Lageraufbau wird wahrscheinlich weitergehen, bis die Nachfrage
steigt, die Förderung gesenkt wird oder wir keine Lagerkapazitäten
mehr haben."
Greenspan warnte, das Ausmaß des Energieverbrauchs könne in den
kommenden Jahren deutliche Auswirkungen auf die
Wirtschaftsentwicklung in den USA haben. China und andere
Schwellenländer in Asien seien um mehr Effizienz beim
Energieverbrauch bemüht, hinkten aber den Industrienationen hinterher
und drohten die Erfolge von Umweltschutzmaßnahmen in anderen Teilen
der Welt aufzuzehren.
Auf lange Sicht zeigte sich der Notenbankchef aber zuversichtlich:
"Verbesserte Technologien und Veränderungen der Wirtschaftsstrukturen
reduzieren die Energieintensität in Industrieländern. Vermutlich
werden die jüngsten Ölpreisanstiege das Tempo bei der Aufgabe
energieintensiver Produktionsstätten vorantreiben." Er wies zugleich
darauf hin, dass die Umstellung vom Öl auf andere Energieträger noch
einige Zeit dauern wird. "Wir und der Rest der Welt werden ohne
Zweifel noch eine ganze Zeit mit den geopolitischen und mit den
übrigen Ungewissheiten der Ölmärkte leben müssen." (APA/Reuters)