Wien - Die Chefanklägerin des UNO-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag, Carla Del Ponte, sagte Donnerstag in Wien, der kroatische Premier Ivo Sanader habe ihr zugesagt, einen Aktionsplan umzusetzen, der die Netzwerke in Kroatien, die den flüchtigen kroatischen Exgeneral Ante Gotovina schützen, zerstören soll. Der vor dem Tribunal angeklagte Gotovina sei noch immer in Kroatien "oder im kroatischen Teil Bosniens", so Del Ponte. "Das ist sicher. Auch Sanader zweifelt nicht mehr daran." Sie sei aber zuversichtlich, dass Gotovina "sehr bald in Den Haag" sei. Im März wurden die EU-Beitrittsverhandlungen mit Kroatien verschoben, nachdem die EU-Kommission festgestellt hatte, dass Kroatien nicht voll mit dem Tribunal in Den Haag zusammenarbeitet. Del Ponte hofft, dass die flüchtigen serbischen Angeklagten Radovan Karadzic und Ratko Mladic vor dem 11. Juli dieses Jahres, dem zehnten Jahrestag des Srebrenica-Massakers an das UNO-Tribunal ausgeliefert werden. Sie werde jedenfalls an keinen Gedenkveranstaltungen teilnehmen, sollten die beiden Angeklagten bis dahin nicht in Den Haag sein, so Del Ponte. (awö/DER STANDARD, Printausgabe, 20.5.2005)