Bagdad/Washington - Bei mehreren Anschlägen im Irak sind am Donnerstag wieder gezielt Regierungsmitarbeiter und Sicherheitskräfte getötet worden. Mutmaßliche Rebellen erschossen einen Mitarbeiter des Ölministeriums vor seinem Haus in Bagdad. In Samarra, knapp 100 Kilometer nördlich der Hauptstadt, wurden ein Polizist und sein Vater ermordet. Zwei weitere Polizisten fielen einem Bombenanschlag in Bakuba zum Opfer.

Schon am Mittwoch hatten Unbekannte einen engen Mitarbeiter von Schiitenführer Großayatollah Ali al-Sistani getötet. Mohammed Tahir al-Allak war Imam der Al-Jawadain-Moschee. Die Aufständischen griffen seinen Wagen an, als er auf dem Weg nach Kut war, wie die Polizei mitteilte. Bei dem Begräbnis am Donnerstag im Bagdader Armenviertel Sadr City verurteilten hunderte Menschen den Terrorismus in ihrem Land.

Sistani empfing iranischen Außenminister Kharrazi

Sistani empfing unterdessen den iranischen Außenminister Kamal Kharrazi in seinem Haus in Najaf. Er war an den Vortagen mit der politischen Führung in Bagdad zusammengetroffen. Über das 30-minütige Gespräch zwischen Kharrazi und Sistani, dessen schiitische Irakische Allianz das Parlament dominiert, wurde zunächst nichts bekannt.

Bush räumt Probleme der USA bei Nachkriegsverwaltung ein

Als Konsequenz aus dem Desaster bei der Stabilisierung und Demokratisierung des Iraks kündigte US-Präsident George W. Bush derweil die Bildung eines Spezialkorps aus Diplomaten und anderen Regierungsbeamten an. "Dieses neue Korps wird auf Abruf bereit stehen, um Programme an Ort und Stelle binnen Tagen und Wochen in Gang zu bringen, anstatt binnen Monaten und Jahren", erklärte Bush in Washington. Die Einsätze des Korps - dafür wurden 100 Mio. Dollar (79,2 Mio. Euro) bereitgestellt - sollen von einem noch zu schaffenden Büro für Wiederaufbau und Stabilisierung koordiniert werden, das im US-Außenministerium angesiedelt werden soll. Mit weiteren 24 Millionen Dollar solle eine Gruppe von Verwaltungsmitarbeitern unterstützt werden, die die neue Regierung im Irak beim Wiederaufbau des Landes hilft. "Eine der Lektionen, die wir aus unserer Erfahrung im Irak gezogen haben, ist, dass Militärpersonal zwar zügig überall in der Welt eingesetzt werden kann, dies aber nicht auf Zivilisten zutrifft, die für die US-Regierung arbeiten", fügte Bush in einer Rede vor dem Internationalen Republikanischen Institut (IRI) in Washington hinzu.

Kritiker hatten der Bush-Regierung zuletzt vorgeworfen, nicht ausreichend auf die Nachkriegszeit im Irak vorbereitet gewesen zu sein. Im Zuge der stärkeren Konzentration auf den Aufbau von Institutionen und Verwaltungen muss sich Bush zufolge auch das US-Militär in Afghanistan und im Irak auf neue Aufgaben einstellen. Die Soldaten müssten den Menschen nach der langen Zeit der Unterdrückung unter der Regentschaft von Saddam Hussein beim Aufbau der Zivilgesellschaft beistehen. Bush hat den Einsatz für die weltweite Verbreitung der Demokratie zu einem wesentlichen Thema seiner zweiten Amtszeit gemacht. (APA/AP/Reuters/dpa)