New York - Nach dem ersten israelischen Luftangriff auf palästinensischem Gebiet seit dreieinhalb Monaten wächst die Sorge um eine neue Eskalation der Gewalt im Nahen Osten. Die kontinuierliche Zunahme gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern könne das "Vertrauen zwischen beiden Seiten" beschädigen, sagte der stellvertretende UN-Generalsekretär Kieran Prendergast am Mittwoch (Ortszeit) vor dem UN-Sicherheitsrat.

Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas sagte bei einem Besuch in Peking, die Beziehungen zwischen Israel und den Palästinensern seien weiterhin "heikel". Schon ein kleiner Funke könne eine neue Eskalation der Gewalt zur Folge haben.

Kontinuierliche Zunahme der Gewalt

Prendergast bezeichnete in seiner Stellungnahme vor dem Sicherheitsrat aus Anlass des Luftangriffs auf den Gazastreifen Berichte über die "langsame, aber kontinuierliche" Zunahme der Gewalt in Nahost als Besorgnis erregend. Es habe in letzter Zeit vermehrt palästinensische Angriffe auf Israelis gegeben. Israelischer Sicherheitskräfte hätten zudem berichtet, im Westjordanland mehrere mögliche Selbstmordattentäter festgesetzt zu haben. Pendergast rief besonders Israel zur direkten Zusammenarbeit mit den Palästinensern auf, um die auf dem Gipfel von Sharm el Sheikh erzielten Vereinbarungen umzusetzen. Auf dem Treffen in dem ägyptischen Badeort hatten sich der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas im Februar auf eine Waffenruhe geeinigt.

Die israelische Armee hatte am Mittwoch erstmals seit dreieinhalb Monaten wieder einen Luftangriff auf palästinensischem Gebiet ausgeführt, dabei war nach palästinensischen Krankenhausangaben ein 24-jähriger Palästinenser ums Leben gekommen. Der Angriff im Gazastreifen galt nach israelischen Militärangaben einer Gruppe radikalislamischer Palästinenser, die von Khan Yunis aus einen Granatenanschlag auf eine jüdische Siedlung geplant hätten.

Kurz nach dem israelischen Einsatz schlugen zwei palästinensische Kassem-Raketen im Süden Israels ein. Es habe weder Verletzte noch sonstige Schäden gegeben, teilte das israelische Militär mit.

Bei Auseinandersetzungen mit militanten Palästinensern wurden im südlichen Gazastreifen drei palästinensische Sicherheitskräfte verletzt. Laut dem palästinensischen Innenministerium handelte es sich bei den militanten Angreifern um Mitglieder der Terrororganisation Hamas. Ein Hamas-Sprecher bestritt dies jedoch und behauptete, die Sicherheitskräfte seien von Mitgliedern der militanten Abu-Rish-Brigaden angegriffen worden.

Abbas sagte während eines Besuchs in Peking am Donnerstag der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua, es gebe weiterhin viele Probleme zwischen Israelis und Palästinensern. Diese seien jedoch nicht unlösbar. Auch die Differenzen zwischen den verschiedenen palästinensischen Gruppierungen stellten seine Regierung vor Herausforderungen, sagte Abbas. Aber es sei unwahrscheinlich, dass die Konflikte eskalierten. "Ich habe die Situation unter Kontrolle", fügte der Palästinenserpräsident hinzu. (APA)