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Die Rate der jährlichen Neuerkrankungen an Brustkrebs in Österreich steigt zwar, die Zahl der Todesfälle durch Tumoren der Brust aber sinkt. Dies deshalb, weil Mammakarzinome immer früher entdeckt, die Therapien immer besser werden. Wien - Die Welle der Anteilnahme für Kylie Minogue ist enorm. Tausende Menschen aus aller Welt schickten dem an Brustkrebs erkrankten australischen Popstar Genesungswünsche, unter ihnen auch Australiens Ministerpräsident John Howard. "Eine junge Frau mit dieser Diagnose - das jagt einem einen Schauer durch den Körper", sagte er Mittwoch im Rundfunk.

Tatsächlich ist Brustkrebs in so frühem Alter recht selten, betonten Mittwoch Onkologen der Austrian Breast & Colorectal Cancer Study Group (ABCSG) in Wien - und wiesen darauf hin, dass die Überlebenschancen von Brustkrebspatientinnen in Österreich dank neuer Therapien immer besser würden.

In Österreich erkranken in der Altersgruppe der 35- bis 45-Jährigen jedes Jahr etwa 70 von 100.000 Frauen an einem Mammakarzinom. Kylie Minogue ist 36. Die ebenfalls an Brustkrebs erkrankte Sängerin Melissa Etheridge ist 44 und Anastacia war erst 30, als ihr im Jahr 2003 die Diagnose gestellt wurde. Wie bei anderen Tumoren steigt auch das Brustkrebsrisiko mit zunehmendem Alter. Das höchste haben Frauen über 75: Bei rund 300 pro 100.000 Österreicherinnen dieser Altersgruppe wird jährlich die Diagnose Mammakarzinom gestellt - die Hälfte von ihnen stirbt am Tumor.

Weitaus bessere Überlebenschancen haben jüngere Patientinnen. In der Altersgruppe, der Minogue, Etheridge und Anastacia - die heute als geheilt gilt - angehören, sterben in Österreich weniger als zehn Prozent aller Frauen, die Brustkrebs haben. Generell, zeigten sich die Mediziner der ABCSG erfreut, sinken in Österreich die Zahlen der Todesfälle durch Brustkrebs, wenngleich die Krankheit bei immer mehr Frauen diagnostiziert wird. Lag die Zahl der Neuerkrankungen im Jahr 2000 noch bei 4577, dürfte sie heute bei rund 5000 liegen.

Diese Zunahme ist zu einem großen Teil auf vermehrt durchgeführte Vorsorgeuntersuchungen zurückzuführen - forciert durch Aufklärungskampagnen von nationalen und internationalen Organisationen wie etwa Österreichische Krebshilfe oder Breast Cancer Awareness Campaign, deren Symbol die rosa Schleife ist. Nach wie vor gelte: Je früher Brustkrebs erkannt wird, desto besser die Behandlungschancen. Aber auch für Patientinnen, die bisher mit einer schlechten Prognose leben mussten, hätten sich die Chancen merklich verbessert, erklärte Raimund Jakesz von der ABCSG. Etwa für Frauen, die einen "Her2" genannten Rezeptor auf der Oberfläche ihrer Krebszellen haben.

Jakesz: "Bis zu 25 Prozent aller Patientinnen leiden an einem Her2-positiven Brustkrebs, einer besonders aggressiven Form. 23 Prozent von ihnen erkranken in den ersten beiden Jahren nach der Operation erneut an Brustkrebs." Durch den Einsatz von Antikörpern (Herzeptin), die Krebszellen am Wachstum hindern und den Tumor gezielt bekämpfen, seien die Fälle von neuerlichem Krebs um mehr als die Hälfte zurückgegangen und die Lebensdauer der betroffenen Frauen sei signifikant gestiegen. (fei/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19. 5. 2005)