New York - Für eine Sternstunde der Auktionsgeschichte sorgte vergangene Woche die Sparte zeitgenössischer Kunst: Vom 10. bis 13. Mai versteigerten Sotheby's, Christie's und Phillips in sieben Sitzungen insgesamt 1033 Kunstwerke für fast 295 Millionen Dollar. Den Anfang machte Sotheby's, wo das Angebot des Evening-Sales zu 82 Prozent Absatz fand. Den höchsten Zuschlag vergab man für Andy Warhols Liz. 12,6 Millionen Dollar deponierte Laurence Graff, Inhaber des legendären Juwelier-Imperiums für die 1963 geschaffene Ikone.
An die zweite Stelle hievte ein europäischer Sammler mit 5,28 Millionen Dollar Roy Lichtensteins Blue Nude. Mit 4,83 Millionen Dollar drittplatziert holte sich Sotheby's erwartungsgemäß den Künstlerrekord für Chuck Close's John von 1971/72. Auch wenn Sotheby's mit einem Abendergebnis von 68 Millionen Dollar und mit einer Verkaufsquote von knapp 89 Prozent nach Wert etwas unter den hauseigenen Erwartungen blieb, wechselten 18 Arbeiten jenseits der "1-Million-Dollar-Grenze" den Besitzer.
Für sieben Künstler verführten die Experten in der York Avenue zu Rekordzuschlägen, darunter 632.000 Dollar für Andreas Gurskys May Day IV. Beim Day-Sale (25,98 Mio. Dollar) machte sich vor allem der Handel stark und sicherte sich Joan Mitchells unbetitelte Arbeit von 1960 für 828.000 Dollar.
Am selben Abend schrieb Christie's mit seiner am Rockefeller Plaza ausgebreiteten Offerte Auktionsgeschichte. 65 zugeschlagene Positionen und 17 Rekorde später belief sich der Umsatz auf 133,7 Millionen Dollar und damit den höchsten je in dieser Sparte erzielten Gesamterlös. An der Spitze des Top-Ten-Rankings findet sich dank eines engagierten Bieters aus Manhattan Edward Hoppers Chair Car. Für den Weltrekord von etwas mehr als 14 Millionen Dollar sicherten sich Berry Hill Galleries eines der letzten noch in privater Hand befindlichen Werke des amerikanischen Realisten.
In anonymen Besitz wechselte Willem de Koonings Sail Cloth von 1949 etwas über den angesetzten Taxen bei 13,12 Millionen, gefolgt von Mark Rothko, für dessen unbetitelte Arbeit von 1964 zehn Millionen Dollar hinterlegt wurden. In zwei weiteren Sitzungen bot man anderntags 314 Arbeiten feil, von denen für 271 der Hammer fiel: Den höchsten Zuschlag der Morning Session sicherte sich Wayne Thiebaud's Cupcake aus dem Jahr 2000 bei 777.600 Dollar, gefolgt von einer abstrakten Komposition Gerhard Richters, die für 755.200 Dollar in den amerikanischen Handel wechselte. Die Afternoon Session wurde zu einem amerikanischen Heimspiel: Fünf der Top-Ten-Ergebnisse entfielen auf Richard Prince, angeführt von 632.000 Dollar, die ein europäischer Privatsammler für Oriental Glasses deponierte. Der 1949 in Panama City geborene Künstler zählt wohl zu den Shootingstars: Allein von 2003 (1,97 Millionen $) auf 2004 (6,78 Millionen $) stieg der Umsatz um bombastische 243 Prozent. Dieser Run auf Prince machte sich dann auch bei Phillips bemerkbar, die in ihrer ersten Sitzung für A Nurse Involved (2002) entgegen der erwarteten 200.000 bis 300.000 Dollar stolze 900.000 bewilligten.