Moskau - Das Urteil im Prozess gegen den russischen Öl-Unternehmer Michail Chodorkowski wird nach Einschätzung einer seiner Anwälte erst in einigen Tagen verkündet werden. Allerdings rechne er damit, dass "sich das Ganze dramatisch beschleunigt, sobald das Medieninteresse nachlässt", sagte Chodorkowskis Vertreter Robert Amsterdam am Mittwoch in Moskau weiter. Dann sei auch zügig mit der Verkündung des Strafmaßes zu rechnen.

Chodorkowski werden Betrug, Steuerhinterziehung und andere Delikte vorgeworfen. Ursprünglich war das Urteil für Ende April angekündigt worden.

Höchststrafe von zehn Jahren gefordert

Mittwoch war der dritte Tag, an dem das Moskauer Gericht die Urteilsbegründung verlas. Beobachtern zufolge haben die drei Richter noch Hunderte von Seiten vorzutragen, bevor das eigentliche Urteil bekannt gegeben und das Strafmaß verkündet wird. Den bisher verlesenen Teilen zufolge halten die Richter den 41-jährigen Gründer des Energiekonzerns Yukos in allen Anklagepunkten für schuldig. Chodorkowskis Anwälte gehen davon aus, dass ihr Mandant zu langjähriger Haft verurteilt wird. Die Anklage hat für ihn die Höchststrafe von zehn Jahren gefordert.

Chodorkowski hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Allgemein wurde der Prozess auch als Reaktion des russischen Präsidenten Wladimir Putin gesehen, mit Chodorkowski einen möglichen politischen Rivalen auszuschalten und der Prozess wurde auch als Warnung an andere einflussreiche Geschäftsleute in Russland gedeutet, sich aus der Politik herauszuhalten. Die Strafverfolgung sowie die Zerschlagung des von dem 41-Jährigen Chodorkowski gegründeten Energiekonzerns Yukos hat Beobachtern zufolge die Bereitschaft zu Investitionen in der aufstrebenden russischen Wirtschaft verringert. (APA/Reuters)