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Wien – Lebensmittelketten, in denen man von heimischem Gemüse bis zu exotischen Früchten fast alles erwerben kann, sind mittlerweile an jeder Ecke zu finden – und ersetzen zunehmend die Märkte in ihrer klassischen Funktion als Nahversorger. Dem will die Stadt Wien mit einer Marktoffensive entgegenwirken.

Orte der Kommunikation

Plakate und Kinospots mit TV-Koch Alois Mattersberger sollen unter dem Motto "Die Welt ums Eck" die Wiener Märkte noch stärker als bisher für ein junges Publikum attraktiv machen. Die Märkte bieten schließlich nicht nur frische Ware, sondern sind mit Cafés und Restaurants auch "Orte der Kommunikation und der gelungenen Integration", wie Sonja Wehsely, Stadträtin für Konsumentenschutz, betont. "Ohne die vielen Händler aus anderen Ländern und ohne die Produktvielfalt gäbe es die Märkte so nicht."

Die 21 Wiener Märkte stellen trotz Konkurrenz des Einzelhandels einen nicht unwesentlichen Wirtschaftsfaktor dar. Im letzten Jahr wurden 300 Millionen Euro oder vier Prozent des Gesamtumsatzes des Wiener Handels erwirtschaftet, 4600 Menschen beziehen tageweise ihren Stand oder arbeiten in einem der 900 ständigen Marktbetriebe.

Deswegen wird auch kräftig in die Infrastruktur investiert: Zehn Millionen Euro fließen heuer in die Übersiedlung des Fleischgroßmarkts von St.Marx auf den Großmarkt Wien-Inzersdorf, die Generalsanierung des Jugendstil- Marktamt am Naschmarkt und die Revitalisierung von Meidlinger- und Brunnenmarkt.

Der Landtagsabgeordnete Gerold Saßmann (BZW) fordert indessen eine generelle Ausweitung der Marktöffnungszeiten als "einzige Möglichkeit, um konkurrenzfähig zu bleiben." Derzeit kann auf fast allen Märkten wochentags bis 18.30 Uhr eingekauft werden. (kri, DER STANDARD Printausgabe, 18.05.2005)