"Nicht nur auf die Waage verlassen, eher auf das Maßband", rät Günter Höfle, Oberarzt am Landeskrankenhaus Feldkirch. Nicht die Anzahl der überschüssigen Kilos mache das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus, sondern die Art der Fettverteilung. Sitzt das Fett am und im Bauch, steigt das Infarkt- und Diabetes-Risiko, sind Hüften und Schenkel gepolstert, ist das Fett schwer abzubauen, aber nicht lebensgefährlich. Günter Höfle hat mit einer Forschergruppe des VIVIT (Vorarlberg Institut für vaskuläre Forschung) die Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen an 756 Patientinnen und Patienten, bei denen Verdacht auf eine koronare Herzerkrankung bestand, über einen Zeitraum von zwei Jahren untersucht. Höfle: "Nicht der Body-Mass-Index ist entscheidend, sondern die Art der Fettverteilung." Sammeln sich die Fettpolster am Bauch - abdominale Fettverteilung -, steigt das Gesundheitsrisiko. Die viszerale Fettzunahme - besser bekannt als Bierbauch - ist vorwiegend auf eine Fettzunahme im Inneren des Bauches zurückzuführen. Ein Übermaß an diesem viszeralen Fett ist mit ungünstigen Blutfettwerten assoziiert, das Risiko, an einer schweren Folgeerkrankung wie Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erkranken steigt. Sport und Diät sind die besten Mittel gegen Rundungen. Dem kontrollierten Bewegungstraining widmete sich eine weitere Studie von VIVIT. Mit der "Karrenstudie", benannt nach dem Dornbirner Hausberg, wurde der positive Effekt von Bergauf- und Bergabgehen belegt. Durch regelmäßiges Bergab- und ebenso durch regelmäßiges Bergaufwandern wurde eine Abnahme des LDL-Cholesterins festgestellt. Dieses "schlechte" Cholesterin ist eine Hauptursache der Arterienverkalkung. In der Gruppe der fleißigsten Wanderer nahmen die Cholesterinwerte um zehn bis 20 Prozent ab. "Das heißt, dass Menschen mit erhöhten Cholesterinwerten durch kontrolliertes und vor allem regelmäßiges Aufwärtslaufen selbst viel zur eigenen Gesundheit beitragen können", sagt VIVIT-Leiter Heinz Drexel. Eine Untersuchung der Triglyzeridwerte nach der Aufnahme einer "Kalorienbombe" in Form eines Fettdrinks zeigte, dass regelmäßiges Aufwärtswandern den Anstieg der Triglyzeride nach der Mahlzeit deutlich senken konnte. Das Bergabwandern wiederum verbesserte deutlich die Abbaugeschwindigkeit von Glukose (Zucker) im Blut. Die Bewegungsform soll daher nun in Trainingsprogrammen für Diabetiker untersucht werden. (jub/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17. 5. 2005)