Die um den Rechtsanwalt Rudolf Fries versammelten Böhler-Uddeholm-Kernaktionäre wollen bei der bevorstehenden Kapitalerhöhung nicht mitziehen.

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Wien - Die Kapitalerhöhung von Böhler-Uddeholm steht unmittelbar bevor. Heute, Dienstag, legt der Aufsichtsrat den Zeitplan fest, dann kann die Zeichnungsfrist für die bis zu 2,5 Millionen jungen Aktien beginnen.

Im Edelstahlkonzern selbst hängt indes der Haussegen ein bisschen schief. Anlass ist die Kapitalaufstockung, bei der die um Rechtsanwalt Rudolf Fries versammelten Aktionäre definitiv nicht mitziehen wollen. Wie DER STANDARD aus Böhler-Eigentümerkreisen erfuhr, wollen die "Kernaktionäre", zu denen auch Ernst Hable (Hanova) und Walter Scherb (S. Spitz KG) gehören, Kassa machen und einen Teil der seit der Vollprivatisierung 2003 angehäuften Kursgewinne von 60 auf 105 Euro lukrieren.

Die Ankündigung, die BU Industrieholding (BUI) ziehe nicht mit, weil der zu mehr als 70 Prozent in Streubesitz stehenden Böhler mehr Streubesitz gut tue, dürfte ebenso wenig die ganze Wahrheit sein, wie der Streit mit der Übernahmekommission. Letztere hatte Fries & Co die Ausübung ihrer gesetzlichen Bezugsrechte erlaubt, nicht aber einen darüber hinausgehenden Zukauf junger Aktien.

Greenshoe aus Bestand der Altaktionäre

Verstärkt wird dieser Eindruck einerseits durch den Umstand, dass auch der Greenshoe aus dem Aktienbestand der Altaktionäre kommen wird. Andererseits würde die Altaktionäre das Mitziehen rund 60 Mio. Euro kosten.

Am Markt wird der Teilrückzug der Altaktionäre mit gemischten Gefühlen aufgenommen. So etwas stehe einem "stabilen Kernaktionär" grundsätzlich nicht sehr gut an, sagt ein Aktionärsvertreter zum STANDARD. Da die BUI aber bestimmender Aktionär bleibe, sei das Vorgehen nicht problematisch, zumal Fries von Lead-Manager BA-CA gedrängt worden sei, 150.000 bis 170.000 Aktien für den Greenshoe (Mehrzuteilungsaktion, Anm.) zu verkaufen.

In der Aufsichtsratssitzung vorigen Dienstag sorgte die Causa jedenfalls für heftige Diskussionen, berichten Sitzungsteilnehmer, die schiefe Optik sei mit ein Grund für den Rücktritt von Uni-Professor Peter Doralt gewesen.

Unwahrscheinlich ist indes, dass bei der Kapitalerhöhung das gesamte genehmigte Kapital von 2,5 Mio. Aktien ausgeschöpft wird. Man peile ein Volumen von rund 160 Mio. Euro an, hatte es im Vorfeld in Unternehmenskreisen geheißen.

Zum Verkauf angeboten werden übrigens auch jene 451.000 Stück Aktien, die vom Stock-Option-Plan übrig geblieben sind, nachdem 90 Prozent der 60 Führungskräfte ein "Cash-Settlement" gewählt hatten, sich also die Differenz zwischen 48 und 60 Euro auszahlen ließen. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.5.2005)