Leeds/Washington - Hinweise auf eine alternative Auswanderungsroute des modernen Menschen aus Afrika haben Wissenschafter der Universitäten Leeds und Glasgow (Großbritannien) in der jüngsten Ausgabe der US-Wissenschaftszeitschrift "Science" veröffentlicht. Demnach könnte unsere Vorfahren der Hunger nach frischen Meeresfrüchten entlang des Roten Meeres und des Indischen Ozeans vor 60.000 bis 75.000 Jahren nach Asien geführt haben.

Die nicht unumstrittene, aber unter Anthropologen weit verbreitete "Out of Africa-Hytothese" geht davon aus, dass der moderne Mensch in Afrika das Licht der Welt erblickt, dann Europa und Asien eroberte und die dort ansässigen, älteren Menschen-Populationen - etwa den Neandertaler - verdrängte. Diese Auswanderungswelle soll über den Nahen Osten bis Europa geführt haben. Vor 45.000 Jahren soll Homo sapiens sapiens dann den Mittelmeerraum erreicht haben.

Gezielte Ausbeutung von Meeresressourcen

Die britischen Wissenschafter glauben jetzt, eine frühere, südlichere Route bestätigen zu können. Sie stützen sich dabei auf genetische Daten, Analysen der so genannten Mitochondrialen DNA (mDNA). Die Variation von mDNA in einigen isolierten Völkern in Südostasien lassen laut den Anthropologen und Genetikern auf diese Auwsanderungs-Route entlang des Roten Meeres und dann des Indischen Ozeans schließen.

Als Antrieb für die Wanderung vermuten die Forscher Suche nach Nahrung. So gibt es archäologische Hinweise, dass sich an der Küste von Eritrea vor rund 125.000 Jahren eine Population angesiedelt hatte, die gezielt die Nahrungsressourcen des Meeres ausbeutete. Durch einen Klimawandel wurde die Nahrung im Roten Meer knapp und die Menschen, die sich mittlerweile auf die Meeresfrüchte-Diät eingestellt hatten, begannen mit ihrer Wanderung. Innerhalb relativ kurzer Zeit sollen sie bis Südasien gekommen sein. Ausgehend von den Ansiedlungen entlang der Südroute dürfte dann - später - Europa erobert worden sein. (APA)