Ein Swarovski-Hotel, ein Swarovski-Parfum. eine neue Kristallwelt bei Shanghai ...

Foto: Swarovski

Der an der Spitze des Tiroler Konzerns stehende Markus Langes-Swarovski möbelt das Image des Kristallunternehmens auf.

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Er ist Herr über den größten Kristallkonzern der Welt – und dabei erst knapp über dreißig. Mit Stephan Hilpold sprach Markus Langes-Swarovski über futuristisches Design, historische Dandys und Swarovskis Mangel an Frauen

Mit der Maus fing es an. Zumindest jener Teil von Swarovskis Unternehmensgeschichte, in dessen Verlauf aus dem Wattener Kristallbetrieb ein global agierender Luxus-Player wurde – und aus den Vitrinen dieser Welt putzige Glasmenagerien. Als der Ölpreisschock Mitte der Neunziger die Geschäfte versiegen ließ, rettete die Idee, aus Lüsterbestandteilen Figuren herzustellen, das Unternehmen.

Mit der Maus fing es an – der Aufstieg der Marke Swarovski genauso wie das Missverständnis, dass der Tiroler Konzern ein Synonym für gläserne Kleintiere sei. Die Figuren machen nur einen Teil des Unternehmens aus (Umsatz im vergangenen Jahr 1,8 Milliarden Euro), und diese wiederum nur einen Teil des wesentlich umfangreicheren Kristallbereichs – wenngleich den finanziell wichtigsten. Schleifmittel und Optik sind neben der Glas-Sparte die zwei weiteren Standbeine des Unternehmens, das sich auch heute noch ausschließlich in den Händen der Swarovski-Familie befindet, eines über 150 Mitglieder umfassenden Clans aus sich drei manchmal nicht ganz freundlich gesonnenen Zweigen.

Seit zweieinhalb Jahren sitzt an dessen Steuer Markus Langes-Swarovski, Stammhalter des Fritzen-Stammes und Diplomat in den Untiefen der Familiengründe. Diplomiert hat er an der Bayerischen Akademie für Werbung und Marketing, später Managementerfahrung im eigenen Haus gesammelt. Seine Welt sind weniger die Spalten der Society-Schickeria, wie das bei anderen Familienmitgliedern der Fall ist, sondern die Bilanzen des Kristallimperiums. Geheiratet hat er genauso abseits der Öffentlichkeit, wie er sich kürzlich scheiden ließ. Markus Langes-Swarovski ist Vater einer vierjährigen Tochter.

DER STANDARD: Kristall, zumal die Kristallfiguren, haben einen etwas biederen Touch. Wie geht es einem 31-Jährigen damit?

Markus Langes-Swarovski: Ich sehe Kristall nicht mit traditionellen Geschichten ver- bunden, Kristall kann zu vielen kreati- ven Prozessen Anstoß geben, es ist auch ein Sciencefiction-Material.

DER STANDARD: An Swarovskis Kristallfiguren denkt man bei Sciencefiction nicht unbedingt.

Markus Langes-Swarovski:Das ist das Schöne an Kristall, dass es so viele Ausprägungsformen kennt. Die Maus, die wir anbieten, oder das futuristische Schmuckstück sprechen ganz unterschiedliche Gruppen an. Jeder spinnt sich seine eigene Geschichte zusammen.

DER STANDARD: Mittlerweile wird Swarovski bewusst als breitere Marke lanciert.

Markus Langes-Swarovski:Wenn ein Produkt funktioniert, ist das eine Chance, über andere Dinge zu reden, ob das jetzt das Swarovski-Hotel oder das Swarovski-Parfum ist, das wir im Herbst 2006 lancieren. Ich glaube nicht, dass Brand-Extension eine Marke verwässert.

DER STANDARD: In China planen Sie eine neue Kristallwelt.

Markus Langes-Swarovski:Wir sind noch beim Evaluieren. Es soll ein asiatisch-europäischer Austausch werden. Aber in welcher Form das Projekt entsteht, ob André Heller mit dabei ist, steht noch in den Sternen.

DER STANDARD: Sie sind Oscar-Wilde-Fan. Würden Oscar Wilde Swarovski-Figuren gefallen?

Markus Langes-Swarovski:Ich bin sicher, dass unsere Figuren zu Key-Visuals seiner Poesie geworden wären. Das Einzige, das nicht trügt, ist der Schein, meinte er, und das macht das Besondere an Kristall aus. Sie passen selbst gut in die Dandy-Rolle.

Markus Langes-Swarovski:Zu Zeiten von Oscar Wilde hat die Kunst ihren Ausdruck über die Dekadenz gesucht. Natürlich ist Swarovski auf eine gewisse Art und Weise Barock, aber das hat mit meiner Person wenig zu tun.

DER STANDARD: Sie führen ein weltweites Unternehmen mit 16.000 Mitarbeitern. Sind Sie dafür nicht reichlich jung?

Markus Langes-Swarovski:: Es geht nicht ums körperliche Alter, sondern darum, Verantwortung tragen zu dürfen. Das ist die schönste Art zu lernen und zu reifen. Ich bin auch nur einer von 16.000 Mitarbeiter

DER STANDARD: Allerdings nicht der unwichtigste.

Markus Langes-Swarovski:Es ist bei Swarovski üblich, Verantwortung früh zu übergeben. Mein Vater kam mit 23 an die Konzernspitze.

DER STANDARD: Ist es der Schein von Luxus, der für jeden zu haben ist, den man bei Swarovski verfolgt?

Markus Langes-Swarovski:Wir verfolgen einen mehrstöckigen Luxusbegriff. In den Kristallwelten ist man um acht Euro dabei, ein tolles Collier kostet natürlich eine ganz andere Summe. Das alte Luxusverständnis, dass es da die Stars gibt und da den Rest, das interessiert uns nicht. Wir schließen niemanden aus, wir spielen aber auch nicht mit dem Begriff der Elite.

DER STANDARD: Ihre Cousine Nadja soll gerüchteweise in die Geschäftsführung kommen. Was ist da dran?

Markus Langes-Swarovski:Ich kann mir das durchaus vorstellen; es wäre gut, wenn auch Frauen an der Spitze von Swarovski wären. Unser Unternehmen verkörpert ja eine Art feminine Mystik. Im Augenblick ist aber nichts Konkretes geplant. (DER STANDARD, rondo/13/05/2005)