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Foto: APA/Eggenberger

derStandard.at: 1972 wurde Bruno Kreisky in Klagenfurt wegen der zweisprachigen Ortstafeln mit faulen Eiern beworfen. Droht Bundeskanzler Schüssel heute ein ähnliches Schicksal?

Vladimir Smrtnik: Das ist nicht zu befürchten. Die Lage hat sich seit damals doch erheblich gebessert. Wir haben im Rahmen unserer Aktion "Sichtbare Heimat – Domovina vidna" in über 140 Ortschaften zweisprachige Ortstafeln auf Privatgrundstücken aufgestellt. Diese Aktion wurde von der Bevölkerung durchaus positiv aufgenommen. Die KärntnerInnen sind also weiter als gewisse Politiker.

derStandard.at: Warum ist es für das Land Kärnten so schwer, Verfassungsbestimmungen umzusetzen? Warum führt die Exekutive den Beschluss des VfGH nicht aus?

Vladimir Smrtnik: Ich fände es unfair, jetzt den Ball an die Exekutive weiterzuspielen. Es ist Aufgabe der Politik, ihren Verpflichtungen nachzukommen, dann würde die Bevölkerung das auch akzeptieren.

Die Geister, die man rief, wird man jetzt nicht mehr los: Die Politik hat Einzelpersonen in den Vordergrund gestellt, die jetzt die Problematik immer wieder hochspielen – so zum Beispiel gestern bei Landeshauptmann Haiders Auftritt bei der Informationsveranstaltung in Neuhaus.

Die Politik muss den Menschen ihre Ängste nehmen und die positive Komponente der Zweisprachigkeit betonen.

derStandard.at: Wie ist das Verhältnis zwischen slowenisch- und deutschsprachigen KärntnerInnen im Alltag?

Vladimir Smrtnik: Ich kann mich nicht beklagen, durch den EU-Beitritt Sloweniens hat sich die Lage erheblich gebessert. Seit wir keine Diktatur an unserer Südgrenze mehr haben, ist eine deutliche optimistischere Stimmung in der Bevölkerung zu beobachten.

Wir verzeichnen mehr Anmeldungen zum zweisprachigen Unterricht, auch wirtschaftliche Kooperationen mit dem Nachbarstaat haben erheblich zugenommen. Die Politik sollte die Chancen der Zukunft über die Ängste der Vergangenheit stellen, dann würden auch die positiven Reaktionen aus der Bevölkerung nicht ausbleiben.