New York - Zumindest auf dem internationalen Kunstmarkt nährt New York seinen Ruf als Rekordmeile ständig. Impressionist & Modern Art lautet der aktuelle Rahmen. Und ja, im vergangenen Jahr absolvierte man das spektakulärer als bei den vergangene Woche abgehaltenen Sales.

Pfeifen rauchende Buben stehen halt ebenso wenig laufend parat wie hochkarätige Sammlungen vom Kaliber Whitney: 315 Millionen Dollar spielte Sotheby's vergangenes Jahr mit der Whitney-Collection ein und Pablo Picassos Garcon a la pipe katapultierte sich mit einem Zuschlag von umgerechnet 85 Millionen Euro an die Spitze der teuersten Gemälde weltweit.

Insofern müsste in der York Avenue im direkten Vergleich zu soeben erzielten 118,6 Millionen Dollar diesmal Katerstimmung herrschen. Ein bisschen tut es das auch, vor allem, weil die im Vorfeld als Highlight gehandelten Zwei Reiter und liegende Gestalt Wassily Kandinskys bei 11 Millionen Dollar hängen blieben und damit weder das Einbringerlimit noch die Expertenerwartungen von 25 Millionen Dollar erreichte.

Von 65 angebotenen Werken wechselten in der ersten Sitzung nur 45 den Besitzer. Den höchsten Zuschlag vergab man neuerlich für eine Arbeit Pablo Picassos, Les Femmes d'Alger blieb allerdings mit 18,6 Millionen Dollar, die ein Händler deponierte, unter den erwarteten 20 Millionen.

An zweiter Stelle findet sich ein kleiner Meilenstein in Sachen deutscher Expressionismus: Max Beckmanns Selbstbildnis mit Glaskugel erzielte 16,8 Millionen Dollar. Nach zwei Tagen Auktionsbetrieb blieb Sotheby's aktuell deutlich hinter den Erfolgen von Christie's. Im Rockefeller Plaza herrschte bereits am ersten Verkaufstag Euphorie: Mit 142,89 Millionen Dollar schaffte man den zweithöchsten Umsatz seit den legendären Frühjahrsauktionen 1990 und mit einer Verkaufsquote nach Positionen von 88 Prozent sowie 95 Prozent nach Wert, wie sie Christie's laut eigenen Angaben seit den 80er-Jahren nicht mehr verbuchte.

31 Positionen überstiegen die Millionengrenze, darunter die seit 1937 in einer Sammlung verborgene und damit völlig marktfrische Brancusi-Skulptur Bird in Space. Der grazile Marmorvogel trug den Vorverkaufsschätzwert von 8 bis 12 Millionen Dollar zu einer schwindelnden Höhe von 27,45 Millionen Dollar und etablierte damit nicht nur einen neuen Weltrekordpreis für Brancusi, sondern auch den höchsten Preis, der je bei einer Auktion für eine Skulptur erzielt wurde.

Der zweithöchste Zuschlag entfiel einmal mehr auf Pablo Picasso, für dessen Tête et main de femme aus dem Jahr 1921 der Hammer bei 11,7 Millionen Dollar fiel. Nach der zweiten Sitzung Impressionist & Modern Art (30,29 Millionen) sowie Arbeiten auf Papier (6,36 Millionen) summierte sich das Wochenergebnis für Christies auf 179,54 Millionen Dollar und damit das beste Ergebnis seit fünf Jahren. (kron/ DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.5.2005)