Herr Wondrak vor den originalen "Staatsvertragsmöbeln": Vor 50 Jahren schleppte er sie ins Belvedere.

Foto: STANDARD/Regine Hendrich
Wien - Ein harter Bruch ist das, mitten im Hofmobiliendepot. Auf der einen Seite: die ehrwürdigen Möbel, auf denen vor 50 Jahren der Staatsvertrag unterzeichnet wurde. "Das sind original kaiserliche Möbel aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die da ohne kritische Reflexion verwendet wurden", wie Kuratorin Eva Ottillinger erläutert. Und genau gegenüber: das, was zur gleichen Zeit "state of the art" war - und seit einiger Zeit bei einigen wieder Kultstatus genießt: Möbeldesign der 50er-Jahre.

"Hektisch war's eigentlich nicht. Wir haben alles gut im Griff gehabt", erinnert sich Herr Johann Wondrak. Er war einer von denen, die jene Staatsvertragstische damals ins Belvedere geschlappt haben. Stress hatte es allerdings vorher gegeben: Wenige Tage vor dem Festakt waren weder die Anzahl der Teilnehmer noch Details der benötigten Einrichtung bekannt. Abgesehen von der Unterzeichnung mussten auch noch ein Déjeuner in der Hofburg für 60 Personen und ein Staatsdiner im Schloss Schönbrunn bestückt werden - "und im Depot gab es unter den Möbeln aus den kaiserlichen Depots selten so viele gleichförmige Exemplare", erläutert Ilsebill Barta-Fliedl, wissenschaftliche Leiterin des Hofmobiliendepots.

Als "Staatsvertragsmöbel" wurden schließlich Tische aus den Radetzky-Appartements in der Hofburg erwählt; die Armsessel kamen aus einem Konferenzzimmer Kaiser Franz Josephs: Neorokoko- Weißgoldfassungen mit so genanntem Ananasdamast. Sämtliche Möbel mussten damals restauriert und neu bespannt werden, die Tische wurden für die Unterzeichnung noch mit Filz bespannt.

Design im Aufbau

Im Gegensatz zu diesem kaiserlichen Prunk für die neue Republik: die Geschichte des österreichischen Möbeldesigns der 50er-Jahre. Auch dies eine Fortsetzung nach der Vertreibung. Schließlich hatten Persönlichkeiten wie Josef Frank oder Ernst Plischke flüchten müssen und arbeiteten nun im Ausland.

Was dann aber in den 50ern geschaffen wurde, bestimmt heute noch das öffentliche Bild: sei es der Plenarsaal des Parlamentes, die Pausenräume im Burgtheater. Vieles wurde legendär, wie der Stadthallen-Stuhl von Roland Rainer oder auch der neue Lokaltyp, der seinen Siegeszug in Wien antrat: das Espresso. Die Einrichtung des 1950 von Oswald Haerdtl gestalteten und 1999 abgerissenen Arabia Espressos am Kohlmarkt ist übrigens auch im Hofmobiliendepot. Im Museumscafé. (Roman David-Freihsl/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.05.2005)