Ein junger palästinensischer Flüchtling vor einem Haus im Gaza Streifen.

"In jungen Jahren sind Araber und Juden vorurteilsfreier und kaum traumatisiert" - daher ist das Ziel der von Psychotherapeutin Evelyn Böhmer-Laufer organisierten Peacecamps, jüdische und arabische Jugendliche aus Israel "zusammenzubringen". Letzten Sommer trafen erstmals bei einem Camp im Kärntner Rechberg junge Palästinenser, Juden und Kärntner friedlich aufeinander. Diesen April gab es ein Wiedersehen in Israel.

"Teilnehmern wird durch gruppendynamische Übungen nahe gelegt, Menschen nicht aufgrund von Hautfarbe, Nationalität oder Glauben zu beurteilen", erläutert Böhmer-Laufer das Friedenskonzept.

Sie versichert nach den ersten zwei Peacecamps, dass von "ihren Jugendlichen" keinerlei rassistische oder oberflächliche Statements kämen. Die österreichischen Teilnehmer des Gymnasiums Völkermarkt sprangen dabei in die Vermittlerrolle: "Es wurde ihnen bewusst, dass es gar nicht leicht ist, neutral zu bleiben", sagt die Organisatorin.

Andreas Wieser (17) begeisterte die Auseinandersetzung mit dem Islam: "Zwar war es uns untersagt, eine Moschee zu betreten, doch beim Besuch eines Beduinendorfs gab es ein Festmahl, für das 13 Schafe geschlachtet wurden", erzählt er euphorisch. Da er bei arabischen Familien übernachtete, lernte er die Kultur profund kennen. "Ich halte das in vielen Köpfen festgefahrene "typische ,Anti- Islam'-Bild für grundlegend falsch", so Andreas: "Es gibt zwar "Unterschiede in den Lebensweisen, doch das Gros der Muslime sind nette Menschen, ohne Hass auf den Westen oder Selbstmordattentats-Pläne."

Wenn Reem Matani (15), eine arabisch-israelische Schülerin etwas am Camp in Israel zu bemängeln hätte, dann "dass man das Hauptthema ,Frieden' wenig behandelt hat". Obwohl das größte Problem nicht gelöst wurde, gab ihm dieses Camp viel mit: "Ich habe sehr viel Neues über mein Land dazugelernt."

Keine Diskriminierung

"Auf dem Camp wurde viel über Politik diskutiert, und ein jeder konnte offen seine Meinung sagen", erzählt die jüdisch-israelische Schülerin Chadra Nazaar (16): "Ganz gleich ob Jude, Araber oder Österreicher, wir fühlten uns nicht wie Fremde. Es hat keine Diskriminierungen gegeben."

Dass "wenige Menschen relativ viel bewirken können", meint Walter Petritz (17). Besonders beeindruckte ihn der Kontakt mit der österreichischen Geschichte im Holocaustmuseum Yad Vashem während des Camps in Israel.

"Peacecamps sind ideal, um Standpunkte anderer Kulturen zu erkennen und verstehen und neue Freundschaften zu knüpfen", berichtet Saul Ferguson (17): "Der Wunsch nach Frieden war allgegenwärtig spürbar." "Wir konnten zwar keine Welle des Friedens auslösen", zieht Sarah Lubinger (16) Bilanz, "aber es ist ein Anfang." Am 6. Juli startet ein neues Peacecamp im Kärntner Rechberg - diesmal auch mit Jugendlichen aus Slowenien. (Philip Jeschek/DER STANDARD-Printausgabe, 10.5.2005)