Foto: Rottenberg
Das Auge ist ein Gewohnheitstier. Damit lässt sich trefflich arbeiten. Ob das dann Kunst, Spezialeffekt oder Schabernack ist, ist Sache des Betrachters - etwa wenn der sich im Hof des Wiener Museumsquartieres ins Innere von Heiner Blums vom Tanzquartier Wien am Montag hier aufgestellter roter Schleife wagt. Denn Blum lässt in seinem Loop das Auge ins Leere laufen: "Wir orientieren uns an Kanten und Ecken - so können wir Entfernungen und Richtungen abschätzen", erklärt der auf experimentelle Raumkonzepte spezialisierte Künstler. Und in seiner aufgeblasenen, liegenden Acht gibt es halt nur sanfte Krümmungen. Prompt verabschieden sich dort Orientierungs-und Entfernungssinn: So geht es wohl dem Goldfisch, wenn er auf dem Rundkurs im Glas glaubt, unendliche Weiten zu bereisen. Freilich tragen da bei Blums Schleife da auch das satte, nach ein paar Minuten vom Auge auf Rosé heruntergepegelte Rot und das halbweiche Mondbasis-Verbindungsgang-Feeling dazu bei: Das Auge ist ein Gewohnheitstier - es hinters Licht zu führen ist "spooky". (DER STANDARD – Printausgabe, 10.05.2005)