Heinrich Breloer, der Regisseur des Films, bezeichnete die Dokumente als Bausteine, die noch zum Nachweis der Mitwisserschaft von Speer (1905-1981) gefehlt hätten. "Dass Speer Mitwisser dieses Jahrhundertverbrechens war, da bin ich jetzt ganz sicher. Die Dokumente legen nahe, dass er auch Mittäter war, aber die Bewertung muss man den Forschern überlassen", sagte Breloer. Der Film läuft an diesem Montag, am Mittwoch und am Donnerstag in der ARD.
Bisheriger Wissensstand
Es war bereits bekannt, dass Speer Mittel zum Ausbau von Auschwitz bewilligt hatte. Speer hatte aber stets bestritten, vom Holocaust gewusst zu haben. Er war beim Kriegsverbrecherprozess in Nürnberg nicht zum Tode, sondern zu 20 Jahren Haft verurteilt worden.
Auch bisher war schon klar, dass Speer Baueisen und Wasserrohre für Auschwitz zur Verfügung gestellt hatte. Speer stellte dies in seinen Erinnerungen aber als humanitäre Aktion zur Verbesserung der Hygiene dar. Tatsächlich hätten jedoch lediglich Wachleute und Sklavenarbeiter vor Typhus geschützt werden sollen, und Speer habe dies gewusst, meinte Breloer. "Das war keine humanitäre Aktion, es ging darum, die Hygiene in der "Todesfabrik" herzustellen."
Mitarbeiter als Augenzeugen
In SS-Akten, die die Berliner Historikerin Willems nach eigener Aussage jetzt fand, heißt es, Höß habe Speers Mitarbeiter darüber informiert, dass zum Zweck des Lagers "in letzter Zeit die Lösung der Judenfrage" gehört habe. Speers Leute seien durch das "gesamte" Lager geführt worden. Sie nahmen eine Fotomappe für Speer mit und erstatteten ihm demzufolge Bericht. Es gebe keinen Grund anzunehmen, dass sie Speer etwas von dem verschwiegen, was sie sahen, meinen Willems und Breloer.