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Albert Speer auf einem Archivbild von 1978

Foto: APA/dpa
Köln - Hitlers Rüstungsminister Albert Speer wird 60 Jahre nach Kriegsende nach Ansicht der Historikerin Susanne Willems durch Auschwitz-Bauakten schwer belastet. Willems fand nach eigenen Angaben Dokumente, in denen der Ausbau des Vernichtungslagers als "Sonderprogramm Prof. Speer" aufgeführt wird. Andere Akten belegen nach Aussage von Willems, dass Auschwitz-Kommandant Rudolf Höß Abgesandte Speers im Mai 1943 über den Völkermord an den Juden informierte. Die ARD veröffentlichte die Dokumente und einen Aufsatz von Willems am Montag auf der Webseite zum Dreiteiler "Speer und Er".

Heinrich Breloer, der Regisseur des Films, bezeichnete die Dokumente als Bausteine, die noch zum Nachweis der Mitwisserschaft von Speer (1905-1981) gefehlt hätten. "Dass Speer Mitwisser dieses Jahrhundertverbrechens war, da bin ich jetzt ganz sicher. Die Dokumente legen nahe, dass er auch Mittäter war, aber die Bewertung muss man den Forschern überlassen", sagte Breloer. Der Film läuft an diesem Montag, am Mittwoch und am Donnerstag in der ARD.

Bisheriger Wissensstand

Es war bereits bekannt, dass Speer Mittel zum Ausbau von Auschwitz bewilligt hatte. Speer hatte aber stets bestritten, vom Holocaust gewusst zu haben. Er war beim Kriegsverbrecherprozess in Nürnberg nicht zum Tode, sondern zu 20 Jahren Haft verurteilt worden.

Auch bisher war schon klar, dass Speer Baueisen und Wasserrohre für Auschwitz zur Verfügung gestellt hatte. Speer stellte dies in seinen Erinnerungen aber als humanitäre Aktion zur Verbesserung der Hygiene dar. Tatsächlich hätten jedoch lediglich Wachleute und Sklavenarbeiter vor Typhus geschützt werden sollen, und Speer habe dies gewusst, meinte Breloer. "Das war keine humanitäre Aktion, es ging darum, die Hygiene in der "Todesfabrik" herzustellen."

Mitarbeiter als Augenzeugen

In SS-Akten, die die Berliner Historikerin Willems nach eigener Aussage jetzt fand, heißt es, Höß habe Speers Mitarbeiter darüber informiert, dass zum Zweck des Lagers "in letzter Zeit die Lösung der Judenfrage" gehört habe. Speers Leute seien durch das "gesamte" Lager geführt worden. Sie nahmen eine Fotomappe für Speer mit und erstatteten ihm demzufolge Bericht. Es gebe keinen Grund anzunehmen, dass sie Speer etwas von dem verschwiegen, was sie sahen, meinen Willems und Breloer.

Willems fand heraus, dass am Tag des Besuchs von Speers Experten 1000 polnische Juden in Auschwitz eintrafen, von denen nur 65 Frauen für den Arbeitseinsatz registriert wurden. Breloer ist daher überzeugt, dass Speers Männer auch Zeugen der Massenmorde wurden: "Der Rauch aus den Schornsteinen muss zu sehen gewesen sein an diesem Tag." (APA/dpa)