Ein wenig Improvisation mit Studiodekor ist schon erlaubt: Das TV-Magazin "Bonzai" wird aufgezeichnet.

Foto: Franz Neumayr
Nicole Tisch steht auf einer Aluminiumkiste, der Deckel biegt sich leicht. Immer wieder zupft sie ihr schulterfreies Top zurecht. Und presst angespannt Luft durch die Lippen. Eine Kollegin reicht ihr kleine Stichwortkarten aus Karton. Mit dem Text, um ihn noch einmal durchzugehen.

Die 22-Jährige ist Moderatorin von "Bonzai", dem neuen Jugendmagazin der FH Salzburg. Mitte März hat sich die Studentin im Casting gegen zehn Mitbewerber durchgesetzt, heute wird die erste Sendung in einem Studio des Privatfernsehsenders Salzburg TV aufgezeichnet.

Seit der FH-Mitgesellschafter Wirtschaftskammer Salzburg im Frühjahr 2004 bei Salzburg TV eingestiegen ist, haben die Studierenden eine Plattform für selbst produzierte Beiträge erhalten. Diese Gelegenheit macht sich nun der Studiengang Digitales Fernsehen (DTV) zunutze. Studierende des zweiten und vierten Semesters gestalten das Magazin. Seit Anfang Mai wird die 20-minütige Sendung alle zwei Wochen neu produziert.

Befreit vom Unterricht

Das fünfköpfige Redaktionsteam von "Bonzai" ist für die Aufzeichnung vom Unterricht befreit. Es hat die Aufgabe, Themen für die Sendung zu finden und Beiträge anderer Studierender zu integrieren. Im vergangenen Wintersemester wurde ein Konzept für das Magazin entwickelt, jetzt wird es umgesetzt. In Zukunft sollen Studierende im DTV-Zweig zumindest einmal im Monat einen Beitrag abliefern und "Bonzai" so regelmäßig auch zu wirklich neuen Inhalten verhelfen.

Wie wichtig die Kooperation mit Salzburg TV ist, betont Studiengangsleiter Wilfried Rütten, ein Gründungsmitglied des Fernsehsenders Vox: "Die Idee ist, mich überflüssig zu machen. Der Lerneffekt für die Studenten liegt im selbstständigen Arbeiten und der Arbeitsteilung, am Schaffen in realen Situationen unter realem Druck."

Nicole kämpft sich indes durch die Textpassagen: "Wo findet ihr die perfekte Welle?", fragt sie in die Kamera. Und deutet mit der rechten Hand eine Wellenbewegung an. Gestik und Körpersprache passen. Nur zu schnell spricht sie. Über ein Dutzend Mal wiederholt die Moderatorin die Zeilen, gewinnt langsam an Sicherheit.

An das Studio des Regionalsenders wird sich Nicole aber nicht gewöhnen müssen. Mit dem Umzug der FH Salzburg an den neuen Standort Urstein im Süden der Landeshauptstadt diesen Herbst erhält der Studiengang sein eigenes Fernsehstudio. Kameras, Schnittplätze, Mischpulte und eine moderne Beleuchtungstechnik schaffen authentische Arbeitsbedingungen. Die Sendungen werden dann dort produziert.

Nach drei Durchgängen, zwei Stunden und einem Videoband voller Material ist ihre Aufgabe erledigt. Dass Rohmaterial muss noch geschnitten, die einzelnen Beiträge der ersten Sendung eingespielt werden. Lachen. Nicole ist kurz eingenickt. (Fritz Neumüller/DER STANDARD, Printausgabe, 7.5.2005)