Wien/Zürich - Die wöchentliche Behandlung mit einem monoklonalen Antikörper, der von dem Biotech-Unternehmen des Wiener Biotechnologie-Forschers Univ.-Prof. Dr. Hermann Katinger (Boku/"Polymun Scientific) entwickelt wurde, kann eine Aids-Infektion für kurze Zeit positiv beeinflussen. Für eine langfristige Kontrolle der Vermehrung der HI-Viren reicht das bei der Mehrzahl Behandelter nicht aus. Das ergibt sich aus einer Schweizer Studie, die in der neuesten Ausgabe der Fachzeitschrift "Nature Medicine" veröffentlicht wurde.

Das Team um Katinger erforscht bereits seit vielen Jahren die Möglichkeiten für eine "Passiv-Impfung" gegen Aids. Dazu wurden verschiedene monoklonale Antikörper entwickelt.

Die Therapie

Alexandra Trkola und ihr Team von der Abteilung für Infektionskrankheiten an der Universitätsklinik von Zürich erprobten einen Cocktail aus drei solcher Antikörper bei insgesamt 14 HIV-Patienten. Acht waren schon seit längerem mit HIV-infiziert, sechs hingegen hatten eine akute Infektion mit den Aids-Erregern.

Bei allen Patienten wurde vorübergehend keine antiretrovirale Therapie mit den herkömmlichen Aids-Medikamenten durchgeführt. Ein Mal in der Woche bekamen die HIV-Positiven die monoklonalen Antikörper per Infusion. Zwölf weitere Probanden, die ebenfalls mit der herkömmlichen Therapie aufhörten, aber keine Antikörper bekamen, dienten als Kontrollgruppe.

"Behandlungspausen" in der hoch aktiven antiretroviralen Therapie (HAART) wurden vor einigen Jahren vorübergehend erprobt. Nach Unterdrückung der Virus-Anzahl im Blut unter die Nachweisgrenze hofften die Wissenschafter, dass das Immunsystem der Betroffenen wieder so stark werden könnte, dass es allein die HI-Viren unter Kontrolle halten würde. Dieser Weg wurde allerdings wieder verlassen.

Eher schwacher Effekt

In der kleinen klinischen Studie mit den monoklonalen Antikörpern wurde beobachtet, ob das Wiederauftauchen des Virus durch die passive Impfung hinausgezögert werden könnte. Der Effekt war allerdings relativ schwach: Nur bei zwei der chronisch HIV-Infizierten dürften die monoklonalen Antikörper eine solche Verzögerung bewirkt haben, ebenso bei vier der akut Infizierten. Es ging hier allerdings nur um einige Wochen.

Bei einem Probanden gelang es allerdings, über die gesamte Behandlungsperiode von 14 Wochen die Aids-Erreger zu unterdrücken. Nach dem Ende der Therapie erhöhte sich die Virus-Konzentration wieder. Allein der von Polymun Scientific entwickelte Antikörper 2G12 war für den Effekt verantwortlich. Bei den Fehlschlägen dürften die Aids-Erreger so mutiert sein, dass die Antikörper nicht mehr wirkten.(APA)