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Der griechisch-orthodoxe Patriarch Irinaios I.

Foto: AP/Emilio Morenatti
Jerusalem - Die Krise im traditionsreichen griechisch-orthodoxen Patriarchat von Jerusalem hat sich am Sonntag weiter vertieft. Der von einem Teil der Bischofssynode für abgesetzt erklärte Patriarch Irinaios I. verurteilte in einer Erklärung die "Schismatiker" und "Rebellen", die gegen ihn rechtswidrig vorgegangen seien. Er werde beweisen, dass er unschuldig sei. Dem Patriarchen wird der Verkauf kirchlicher Immobilien im arabischen Ostteil von Jerusalem an jüdische Investoren zur Last gelegt.

Der palästinensische Kabinettssekretär Samir Huleileh erklärte am Sonntag, der Patriarch habe am Vortag Vertreter der palästinensischen Behörden in vierstündigen Gesprächen ermächtigt, rechtliche Schritte einzuleiten, um die Transaktionen rückgängig zu machen. Irinaios I. war in der Nacht auf Samstag unter Polizeischutz in das Patriarchat in Ost-Jerusalem zurückgekehrt.

Streit im Immobilien-Transaktion in Jerusalem

Die griechisch-orthodoxe Kirche ist der größte Grundbesitzer in Jerusalem, die 200.000 Gläubigen sind Araber, der überwiegende Teil des hohen Klerus aber ist griechischer Herkunft. Der Patriarch, ein auf der Insel Samos geborener Grieche (mit bürgerlichem Namen Manolis Skopelitis), macht geltend, bei dem Immobilienverkauf von einem ehemaligen Mitarbeiter, Nikolaos Papadimas, nach welchem derzeit international gefahndet wird, hinters Licht geführt worden zu sein.

Über den Verkauf war zum ersten Mal von der israelischen Tageszeitung "Maariv" berichtet worden. Papadimas soll Gelder des Patriarchats von Jerusalem in Höhe von 600 Millionen Euro veruntreut haben, bevor er zu Beginn des Jahres verschwand.

Acht Bischöfe hatten Irinaios beschuldigt, in einem Gebilde von "Lüge, Erniedrigung der Rolle des Patriarchen und unverantwortlichem Umgehen mit Vermögen des Patriarchats" gefangen zu sein. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel hat als Ehrenoberhaupt der gesamten orthodoxen Christenheit am Sonntag drei Vermittler ins Heilige Land gesandt, wie aus dem Phanar in Istanbul verlautete. Kirchenrechtlich dürfte die Absetzung gravierende Mängel aufweisen, weil die siebzehnköpfige Synode vom Patriarchen einberufen werden muss, um rechtmäßige Beschlüsse fassen zu können.

Jordanien hat Mitspracherecht

Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas kündigte Verhandlungen mit der jordanischen Regierung an, die zuvor erklärt hatte, sie würde die Absetzung von Irinaios anerkennen, wenn sie von der Synode mit Zweidrittelmehrheit beschlossen worden sei. Die Patriarchen-Wahlordnung geht auf die 1950er Jahre zurück, als der Ostteil Jerusalems unter jordanischer Oberhoheit stand. Damals wurde dem jordanischen König ein Einspruchsrecht eingeräumt. Nach der Eroberung des Westjordanlandes 1967 nahm auch der israelische Staat ein Vetorecht in Anspruch.

Die im Jahr 2001 erfolgte Wahl von Irinaios war von israelischen Beeinflussungsversuchen überschattet. Ministerpräsident Ariel Sharon hatte fünf von sechs Patriarchen-Kandidaten gestrichen, einen arabischen sowie vier griechische Bischöfe. Die israelischen Behörden hatten den Erzbischof Silvestros Jabra al-Fahr von Kyriakopolis (Jordanien), den einzigen arabischen Kandidaten, zum "nationalen Sicherheitsrisiko" erklärt.

Nach seiner Wahl hatte Irinaios in Grußbotschaften an König Abdullah II. von Jordanien und an den inzwischen verstorbenen palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat betont, dass er der "gerechten Sache des palästinensischen Volkes" dienen wolle. Führende israelische Politiker hatten dem kirchlichen Würdenträger "Antisemitismus und kriminelle Machenschaften" vorgeworfen. (APA/AP/dpa)