Der palästinensische Kabinettssekretär Samir Huleileh erklärte am Sonntag, der Patriarch habe am Vortag Vertreter der palästinensischen Behörden in vierstündigen Gesprächen ermächtigt, rechtliche Schritte einzuleiten, um die Transaktionen rückgängig zu machen. Irinaios I. war in der Nacht auf Samstag unter Polizeischutz in das Patriarchat in Ost-Jerusalem zurückgekehrt.
Streit im Immobilien-Transaktion in Jerusalem
Die griechisch-orthodoxe Kirche ist der größte Grundbesitzer in Jerusalem, die 200.000 Gläubigen sind Araber, der überwiegende Teil des hohen Klerus aber ist griechischer Herkunft. Der Patriarch, ein auf der Insel Samos geborener Grieche (mit bürgerlichem Namen Manolis Skopelitis), macht geltend, bei dem Immobilienverkauf von einem ehemaligen Mitarbeiter, Nikolaos Papadimas, nach welchem derzeit international gefahndet wird, hinters Licht geführt worden zu sein.
Über den Verkauf war zum ersten Mal von der israelischen Tageszeitung "Maariv" berichtet worden. Papadimas soll Gelder des Patriarchats von Jerusalem in Höhe von 600 Millionen Euro veruntreut haben, bevor er zu Beginn des Jahres verschwand.
Acht Bischöfe hatten Irinaios beschuldigt, in einem Gebilde von "Lüge, Erniedrigung der Rolle des Patriarchen und unverantwortlichem Umgehen mit Vermögen des Patriarchats" gefangen zu sein. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel hat als Ehrenoberhaupt der gesamten orthodoxen Christenheit am Sonntag drei Vermittler ins Heilige Land gesandt, wie aus dem Phanar in Istanbul verlautete. Kirchenrechtlich dürfte die Absetzung gravierende Mängel aufweisen, weil die siebzehnköpfige Synode vom Patriarchen einberufen werden muss, um rechtmäßige Beschlüsse fassen zu können.
Jordanien hat Mitspracherecht
Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas kündigte Verhandlungen mit der jordanischen Regierung an, die zuvor erklärt hatte, sie würde die Absetzung von Irinaios anerkennen, wenn sie von der Synode mit Zweidrittelmehrheit beschlossen worden sei. Die Patriarchen-Wahlordnung geht auf die 1950er Jahre zurück, als der Ostteil Jerusalems unter jordanischer Oberhoheit stand. Damals wurde dem jordanischen König ein Einspruchsrecht eingeräumt. Nach der Eroberung des Westjordanlandes 1967 nahm auch der israelische Staat ein Vetorecht in Anspruch.
Die im Jahr 2001 erfolgte Wahl von Irinaios war von israelischen Beeinflussungsversuchen überschattet. Ministerpräsident Ariel Sharon hatte fünf von sechs Patriarchen-Kandidaten gestrichen, einen arabischen sowie vier griechische Bischöfe. Die israelischen Behörden hatten den Erzbischof Silvestros Jabra al-Fahr von Kyriakopolis (Jordanien), den einzigen arabischen Kandidaten, zum "nationalen Sicherheitsrisiko" erklärt.