Moskau - Der Rote Platz in Moskau, wo am kommenden Montag mit einer Militärparade in Anwesenheit hochrangiger Staatsgäste aus rund 50 Staaten der Beendigung des Zweiten Weltkriegs in Europa gedacht wird, hat als Schauplatz derartiger Kundgebungen Tradition. Die erste Parade zur Feier der Kapitulation der Wehrmacht und des Sieges über Hitler-Deutschland fand dort am 24. Juni 1945 statt.

Sechs Wochen nach dem Schweigen der Waffen legten Rotarmisten damals die erbeuteten Fahnen der deutschen Wehrmacht an der Kreml-Mauer nieder. Für Sowjetdiktator Josef Stalin, der ein unsicherer Reiter war, nahm der Eroberer von Berlin, Marschall Georgi Schukow, auf einem weißen Hengst die Parade ab.

In den kommenden Jahrzehnten nutzte die UdSSR die jährliche Parade auf dem Roten Platz zum Tag des Sieges am 9. Mai und den Jahrestag der Oktoberrevolution am 7. November, um ihre militärische Macht zu demonstrieren. Panzer, Kanonen und Raketen auf Lafetten zogen an der sowjetischen Führung vorbei, die vom Lenin-Mausoleum aus grüßte.

1991 zog zum letzten Mal Militärtechnik über den zentralen Platz in Moskau, dann brach die Sowjetunion auseinander. Die Paraden fielen aus; der Zugang zum Platz wurde für schweres Gerät verbaut. Zum 50. Jahrestag des Kriegsendes 1995 ließ Russlands damaliger Präsident, Boris Jelzin, noch einmal Panzer und Geschütze rollen - allerdings acht Kilometer westlich vom Kreml, nahe dem neuen Kriegerdenkmals Poklonnaja Gora, .

Seither marschieren auf dem Roten Platz nur noch Fußsoldaten und Veteranen. Militärkenner bemerkten auch, dass die Kolonnen seitdem nicht mehr 20 Mann, sondern nur 10 Mann breit sind. Bei der diesjährigen Parade zum 60. Jahrestages des Kriegsendes sollen die 7.000 Soldaten nicht nur marschieren, sondern sie werden auch Schlüsselszenen des Großen Vaterländischen Krieges nachstellen, wie Russland den Zweiten Weltkrieg nennt. Am 9. Mai dazu erwartet werden unter anderem US-Präsident George W. Bush, Frankreichs Präsident Jacques Chirac sowie der britische Premier Tony Blair als Vertreter der mit der Sowjetunion im Kampf gegen Hitler-Deutschland und Japan verbündeten Staaten, aber auch der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder sowie Japans Regierungschef Junichiro Koizumi. Auch Bundespräsident Heinz Fischer reist nach Moskau. (APA/dpa)