Mike Nichols' Verfilmung von Joseph Hellers "Catch 22" mit Alan Arkin in der Hauptrolle errang spät Kultstatus.

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Als 1968 bekannt wurde, dass der Regisseur Mike Nichols Joseph Hellers Antikriegsroman "Catch 22" verfilmen wollte, wurde das in Amerika als Kultursensation des Jahres gehandelt. Nach seiner Verfilmung des Theaterstückes "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" und seinem Oscar für "Die Reifeprüfung" hatte sich Nichols als einer der wichtigsten jungen Regisseure etabliert. Keinem anderen traute man zu, Catch 22 zu verfilmen, der in den Gegenkulturen der Sechzigerjahre absolute Pflichtlektüre war.

Der Roman nahm eine so zentrale Stellung in der Literatur seiner Zeit ein, dass sein Titel als stehender Begriff für ein Problem, dessen Lösungen sich gegenseitig ausschließen, in den amerikanischen Sprachgebrauch einging. Alan Arkin spielt den Bomberschützen Captain John Yossarian, der auf dem Stützpunkt einer amerikanischen Bomberstaffel im Italien des Zweiten Weltkriegs verzweifelt versucht, sich für verrückt erklären zu lassen, um dadurch vom Dienst suspendiert zu werden.

Gleich zu Beginn des Filmes erläutert der Garnisonsarzt den Catch 22: Einen Flieger könne er nur für untauglich erklären, wenn er in seinem Antrag betont, er sei klinisch verrückt. Wer solche Einsätze fliegt wie Yossarians Staffel, muss freilich verrückt sein - weshalb jeder, der einen Antrag auf Suspendierung stellt, ein hohes Maß an Vernunft beweist. Um diesem logischen Teufelskreis zu entkommen, versucht Yossarian daraufhin mit allen Mitteln, seine Vorgesetzten davon zu überzeugen, dass er übergeschnappt sei.

Als Catch 22 1970 in die Kinos kam, galt der Film zunächst als gescheitert, er wurde als größenwahnsinniger Versuch verurteilt, sich eines unverfilmbaren Romans zu bemächtigen. Und weil zur selben Zeit mit Robert Altmans M.A.S.H. eine Kriegskomödie herauskam, die sich dem breiten Publikum schneller erschloss, spielte Catch 22 nicht nur weniger Geld ein als erwartet, sondern ging auch bei den Oscars leer aus. Erst mit dem Abstand der Jahrzehnte wurde Catch 22 als einer der besten Filme der Siebzigerjahre akzeptiert. Nichols hatte jungen Schauspielern wie Alan Arkin, Martin Sheen und Jon Voight die Chance gegeben, sich neben Stars wie Orson Welles und Anthony Perkins zu profilieren. Er experimentierte mit literarischen Erzählformen, ohne an Stringenz zu verlieren. Vor allem aber hat kein Film die irrwitzige Logik des Krieges und die starrköpfige Bürokratie einer Armee besser illustriert als Catch 22. (DER STANDARD, Printausgabe, 07./08.05.2005)