Das, was gemeinhin als das „soziale Modell der Europäischen Union“ bezeichnet wird, ist das Ergebnis von langjährigen politischen Auseinandersetzungen, Interessenkonflikten sowie der Anpassung an sich verändernde wirtschaftliche Bedingungen und Herausforderungen. Viele sind der Meinung, dass ein „europäisches Sozialmodell“ gar nicht benötigt wird und halten Sozialpolitik für ein „sozialistisches“ Relikt, geboren aus Regulierungssucht und Missgunst auf Reiche und besser Gestellte. Welches sind die geänderten wirtschaftlichen Bedingungen und Herausforderungen, auf die es zu reagieren gilt? Brigita Schmögnerová dazu: Die Europäische Union kann sich von Veränderungen nicht abkoppeln, weder von den „extern“ getriebenen – wie z.B. Globalisierung, Dynamik der Informations- und Kommunikationstechnologien – noch von den „von innen“ heraus wirkenden Prozessen – wie z.B. demographische Entwicklungen und Integration der im Zuge der EU-Erweiterung neu hinzugekommenen Mitgliedstaaten. Vor diesem Hintergrund stellt ein sozial verantwortungsbewusstes „Steuern“ dieser Veränderungen überhaupt die größte Herausforderung für die Europäische Union dar. Die Sozialpolitik gehörte bisher zu den angestammten „nationalen“ Politikbereichen der EUMitgliedstaaten, weswegen viele glauben, dass es eine „gemeinsame“ Sozialpolitik eigentlich gar nicht geben kann oder geben sollte. Dennoch: Auf lange Sicht wird sich wohl doch eine „europäische Sozialpolitik“ herauskristallisieren. Verantwortlich Brigita Schmögnerová, Ökonomin (Universität Bratislava) mit postgradualen Studien an den Universitäten von Athen und Georgetown (Washington D.C.), wissenschaftlich tätig am Institut für Wirtschaft der Slowakischen Akademie der Wissenschaften und als Lektorin an der Wirtschaftsuniversität Bratislava. Politische Beraterin des slowakischen Präsidenten (1993), Vizepremier (1994), Mitglied des slowakischen Parlaments (1995–1998), Finanzministerin der slowakischen Regierung (1998–2002). Seit 2002 Geschäftsführerin der „United Nations Economic Commission for Europe“ in Genf. Es diskutieren dazu: EVA BELABED Geschäftsführerin des Instituts für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der Arbeiterkammer Oberösterreich und Mitglied im Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss; Linz ERWIN BUCHINGER Landesrat für Arbeit und Soziales; Salzburg ERHARD FÜRST Geschäftsführer von „Austria perspektiv“, ein Institut der österreichischen Wirtschaft; Wien moderiert von CASPAR EINEM, Abg.z.NR, stv. Klubobmann und Europasprecher der SPÖ; Wien Die Veranstaltung wird simultan übersetzt (deutsch–englisch/englisch–deutsch). (red)