Karin Bareck (29) studiert Projektmanagement und Informationstechnik an der FH des bfi WIen - am Abend, nach der Arbeit bei Spardat

Fotos: Standard/Hendrich
"Ein berufsbegleitendes Studium ist Garant dafür, dass man die Karriereleiter hinauffällt", ist Tanja Eiselen überzeugt. Die Arbeitspsychologin und stellvertretende Studiengangsleiterin Internationale Unternehmensführung an der Fachhochschule Vorarlberg hat Studierende und Arbeitgeber befragt. Und war "sehr überrascht über die hohe Zufriedenheit von Arbeitgeberseite". Die Unternehmen würden die Belastung ihrer Arbeitnehmer durch ein berufsbegleitendes Studiums anerkennen und mit Arbeitszeitreduktion, Rücksichtnahme bei Terminkollisionen und Übernahme oder Beteiligung an den Studiengebühren unterstützen. Eiselen: "Selbstverständlich müssen auch die Fachhochschulen Rücksichten nehmen. Wir suchen nach Lösungen, wenn wichtige geschäftliche Termine und Lehrveranstaltungen zusammenfallen." Voraussetzung sei die offene Kommunikation. Tanja Eiselen: "Man muss den Arbeitgeber über die Aufnahme eines Studiums informieren, verheimlichen bringt nichts." Auch mit der Familie sollten die Studentinnen und Studenten über die zu erwartenden Belastungen reden. "

Work and Study

Wenn andere Pläne fürs Wochenende wälzen, beginnt für Teilzeitstudierende Teil zwei ihrer Arbeitswoche: Sie verbringen Freitag und Samstag bei Lehrveranstaltungen. Eine Woche pro Semester heißt es statt Urlaub Präsenz an der Hochschule. 6197 FH-Studierende absolvieren ihr Studium parallel zur Berufstätigkeit. 24 berufsbegleitende Studiengänge werden angeboten, 23 Studiengänge im Voll-und Teilzeitstudium. Das Spektrum reicht von der Automatisierungstechnik über Internationales Weinmarketing bis zum Wissensmanagement. In der Regel dauert ein berufsbegleitendes Studium sechs Semester. Lehrveranstaltungen finden an 18 bis 20 Wochenstunden statt.

Wer dazu noch einen Fulltime-Job hat, wird sich überfordern. Was raten Studierende Interessenten? Die Studentinnen und Studenten des Studiengangs Internationale Unternehmensführung: "Den Aufwand nicht unterschätzen! Genaue Absprachen mit Arbeitgeber und Familie. Eventuell eine Reduzierung der Arbeitszeit, etwa 20 Prozent weniger. Sich auf die Doppelbelastung einstellen und sonstige Aktivitäten reduzieren." Was im Klartext heißt: Wer berufsbegleitend studiert, muss auf Hobbys verzichten.

Immer mehr Fachhochschulen, die berufsbegleitende Studiengänge anbieten, informieren über die Herausforderungen dieses Bildungsweges. Tanja Eiselen: "Wenn die Interessenten wissen, worauf sie sich einlassen, kommt es nicht zur Überforderung, die der häufigste Dropout-Grund ist." Wie man Studium und Beruf unter einen Hut bringt, darüber wird am 12. Mai an der IMC FH Krems informiert. Die Fachhochschule bietet für Berufstätige aus kaufmännischen und medizinischen Bereichen sowie aus der Versicherungsbranche den berufsbegleitenden Studiengang Gesundheitsmanagement.

Manche Fachhochschulen binden die Zulassung zu einem berufsbegleitenden Studium an eine mindestens 50-prozentige Berufstätigkeit - was Arbeitslose oder Eltern in Karenz ausschließt. An der Fachhochschule Vorarlberg wird dieses Aufnahmekriterium nun gestrichen. Initiator Gunter Olsowski, Leiter des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen: "Unser Studiengang ist stark technikorientiert und hat dadurch einen geringen Frauenanteil. Es gäbe aber junge Mütter mit einer technischen Grundausbildung, die hätten während der Karenz Zeit, ein Studium zu beginnen." Diesen Frauen will man nun ab Herbst '05 die Möglichkeit geben "durch das Studium ihre Karrierechancen zu verbessern". Interesse am Studium während der Babypause zeigen auch einzelne Männer. In Dornbirn kann während der Karenz Betriebswirtschaft studiert werden. Über Angebote wie Kinderbetreuung wird nachgedacht.

(Jutta Berger/DER STANDARD-Printausgabe, 7.5.2005)