Wien - Den Fans der Wiener Austria ist am Donnerstagnachmittag ordentlich der Kragen geplatzt. Nach dem Platzsturm im Horr-Stadion waren die aufgebrachten Anhänger selbst durch Interventionsversuche von General Manager Toni Polster nicht mehr zu beruhigen. Auch Thomas Fellinger, der Fan-Beauftragte der Veilchen, war machtlos. Im APA-Interview nahm Fellinger zu den traurigen und wohl folgenschweren Zwischenfällen Stellung.

Wie sehen die Hintergründe zum Platzsturm im Horr-Stadion aus?

Fellinger:"Es war keine geplante Aktion, sondern eine Spontanreaktion. Die Gründe dafür waren das schlechte Spiel und der Frust über das mediale Geplänkel zwischen Sportmanager Kronsteiner und General Manager Polster. Das stößt den Leuten sauer auf. Bis zu einem gewissen Grad war die Aktion verständlich. Dass die Leute danach den Weg zurück auf ihre Plätze nicht mehr gefunden haben, verurteile ich jedoch. Es wird Anzeigen und Stadionverbote geben - einige werden wohl noch die Rechnung für diese Aktion präsentiert bekommen."

Hat sich dieser Zwischenfall irgendwie angekündigt?

Fellinger:"Nein, aber es ist eine Kunst und in Mitteleuropa wohl einzigartig, dass eine Euphorie wie bei den Parma-Spielen innerhalb von nur drei Wochen mutwillig zerstört worden ist. Alles ist in kürzester Zeit den Bach hinuntergegangen. Offenbar hat der UEFA-Cup viele Probleme zugedeckt. Die Spieler stehen dabei gar nicht so sehr in der Kritik, es geht vor allem um die Führungspersonen. Es gibt offene Grabenkämpfe."

Wer waren die Hauptschuldigen für diese Aktion?

Fellinger:"Das Problem ist, dass niemand direkt dafür verantwortlich gemacht werden kann, denn es war keine geplante Aktion. Relativ 'unbekannte' Austria-Fans haben den Anfang gemacht, einige andere haben danach die Gunst der Stunde genutzt."

Kann man das gewaltfreie Verhalten der Polizei als vorbildlich bezeichnen?

Fellinger:"Ich bin froh, dass die Polizei nicht durchgegriffen hat. Das Verhalten war passiv und okay. Dadurch sind schlimme Ausschreitungen verhindert worden, denn ansonsten wären auch die restlichen Fans von der West-Tribüne aufs Feld gestürmt."(APA)