Schulreform - Niederwieser: Vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten "Gewaltakte nicht empfehlenswert" - Elternvertreter:

Wien - Nach der gestrigen Einigung auf die weitgehende Abschaffung der Zwei-Drittel-Mehrheit für Schulgesetze begann Donnerstag die Diskussion darüber, was geändert werden soll. SPÖ-Bildungssprecher Erwin Niederwieser verwies darauf, dass nun "praktisch alle" 33 Vorschläge der Zukunftskommission mit einfacher Mehrheit beschlossen werden können. Auf vieles davon habe man sich in der Koalition schon geeinigt, erklärte BZÖ-Bildungssprecherin Mares Rossmann.

Auch über mögliche neue Schulformen wird bereits diskutiert. Wobei Niederwieser "Gewaltakten" bei Strukturreformen eine Absage erteilte. Sie seien "nicht empfehlenswert", seien doch im Mittelstufenbereich Gemeinde, Städte, Länder und Bund in vielfacher Weise als Schulerhalter, Dienstgeber und Gesetzgeber betroffen, meinte er im Pressedienst der SPÖ. Strukturreformen müssten gründlich beraten und vorbereitet werden; breiter Konsens sei nötig. Als mögliche Reformen nannte er die Einführung der kooperativen Mittelschule oder neue Formen berufsbildender Schulen. Man könne "die derzeitigen äußeren Formen der Differenzierung aber auch durch innere Differenzierungen ergänzen oder ersetzen, bei den einzelnen Schulformen neue Fächer oder Fächerkombinationen vorsehen oder eine echte modulare Oberstufe einrichten".

Mit der nun vereinbarten Formulierung seien auch "neue Schultypen mit angemessener Differenzierung" möglich, meinte Rossmann. Jetzt könne man die Sekundarstufe auch neu definieren als "gemeinsame Schule mit Differenzierung nach den Fähigkeiten der Schüler" - entsprechend dem finnischen Modell.

Priorität habe für das BZÖ die Frühförderung und das Sprachjahr vor Eintritt in die Schule in Form einer Spracherziehung im Kindergarten oder in der Vorschule. Wichtig wären weiters neue Arten von Unterricht - wie Fächerbündelung - und, dass die Unterrichtszeiten jetzt auch jahresbezogen sein könnten. Motto aller Reformen müsse sein "Die Schwachen fördern und die Starken fordern", so Rossmann. Sie bekräftigte, dass es dem BZÖ lieber gewesen wäre, wenn die Zwei-Drittel-Mehrheit generell fällt.

"Sehr erfreut", dass die Diskussion um die Zwei-Drittel-Mehrheit endlich beendet ist, zeigte sich der Vorsitzende des Dachverbands der Elternvereine an den Pflichtschulen, Kurt Nekula. "Am Liebsten wäre uns, wenn bereits morgen der Reformprozess konkret losgeht."

Die Eltern fordern eine schulpartnerschaftlich strukturierte Kontrolle und Verbesserung der Qualität von Schule und Unterricht, die Schaffung von Rahmenbedingungen für eine intensive individuelle Förderung jedes Kindes sowohl bei Schwächen als auch bei Begabungen, eine verpflichtende Lehrerfortbildung sowie einen Tag schulinterne Lehrerfortbildung pro Semester an einem der schulautonomen Tage.

Die VP-nahe Schülerunion freute sich am Donnerstag in einer Aussendung über die Einigung. Dass die Zwei-Drittel-Mehrheit fällt, aber "gewisse Sicherheiten geschaffen werden und in Verfassungsrang bleiben". (APA)