Seoul - Der Streit um Nordkoreas Atomprogramm ist Südkorea zufolge in eine kritische Phase getreten. "Wir haben einen kritischen Augenblick erreicht bei dem Versuch, die Situation friedlich und diplomatisch zu lösen", sagte Südkoreas Außenminister Ban Ki Moon am Mittwoch in Seoul. Die jüngsten Entwicklungen gäben Anlass zur Sorge. "Was die Wiederaufnahme von Gesprächen angeht, ist der Ausblick schlecht." Wenn Nordkorea weiter eine Verzögerungstaktik verfolge, sei es nur natürlich, dass die internationale Gemeinschaft irgendwann die Geduld verliere.

Reichweite

Die von Nordkorea am Wochenende mutmaßlich getestete Rakete soll einem Zeitungsbericht zufolge US-Stützpunkte in Südkorea erreichen können. Bei der Kurzstreckenrakete handle es sich um ein weiterentwickeltes Modell aus dem Arsenal der Sowjetunion, deren Reichweite Nordkorea vergrößern wolle, berichtete die südkoreanische Tageszeitung "JoongAng Ilbo" am Mittwoch unter Berufung auf einen Militärvertreter des Landes. Ziel sei es, geplante US-Stützpunkte südlich des Standortes der neuen Hauptstadt des Landes zu bedrohen. Diese soll bis 2008 fertig sein.

Dem Militärvertreter zufolge ergab eine südkoreanische Analyse des Tests, dass es sich bei dem Raketentyp im Grundsatz um eine sowjetische FROG-7 handelt. Sie sei unter anderem um ein neues Navigationssystem ergänzt worden. Die Rakete sei vermutlich von der nordkoreanischen Ostküste abgeschossen worden und im Japanischen Meer eingeschlagen. Der Analyse zufolge habe sie wahrscheinlich eine Reichweite von bis zu 200 Kilometern und könnte auf beweglichen Rampen stationiert werden. Bisher hatten japanische Regierungskreise von etwa 100 Kilometern Reichweite gesprochen. (APA/Reuters)