Wien - Einige tausend Blätter umfasst das zeichnerische Werk des Künstlers Anton Kolig (1886-1950). Fast sein gesamtes zeichnerisches Werk widmete er dem männlichen Akt. In der Ausstellung "Anton Kolig. Männliche Aktzeichnungen", die Dienstag Abend eröffnet wurde, zeigt die Wiener Albertina nun einen Großteil der 37 Kolig-Zeichnungen und -Gouachen, die sie in den eigenen Beständen hat, und ergänzt sie mit einigen privaten Leihgaben.
Koligs Stil
Von 1912 bis 1947 reicht die von Kurator Otmar Rychlik chronologisch gehängte Abfolge der Werke, die auch mit einer Fotoserie zu einer Akt-Sitzung ergänzt wird. Auf den ersten Blick fällt auf, wie sehr Koligs Strich sich nicht nur von den klaren, bestürzend schroffen Linien, mit denen Egon Schiele der nackten menschlichen Existenz Kontur gab, unterscheidet, sondern wie wenig er auch einem kraftstrotzenden, heroischen Männerbild huldigt. Seine Modelle nehmen meist entspannte Stellungen ein, die er mit weicher Linienführung auf Papier festhält. Neben skizzenhaften Akten finden sich viele Figuren, die aus konstruktiven Liniendetails, Schraffuren und Strichbündeln förmlich zusammengefügt scheinen, anderen wird mit Wischungen Plastizität verliehen.
In Koligs Männer-Akten werde "der homoerotische Blick und die sinnliche Nähe zu den Jünglingsakten in ein spannungsvolles Gleichgewicht mit der ästhetischen Gestalt der Zeichnungen gebracht", schreibt Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder in seinem Vorwort zu dem zur Ausstellung erschienenen Buch (Verlag Hatje Cantz). "Weder darf und soll das hohe erotische Potenzial in den stehenden und liegenden Jünglingsakten verkannt werden, noch soll zu Gunsten der Erotik das zutiefst formalistische Interesse an der anatomisch-tektonischen Durchgestaltung der Männerakte, deren perspektivische Beschleunigung und dramatische Verkürzung übersehen werden."
Werdegang