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Chinesischer Pressespiegel.

Foto: APA/Blaschke
Shanghai - In den chinesischen Dienstag-Zeitungen ist das sensationell frühe Ausscheiden von Werner Schlager bei der Tischtennis-WM in Shanghai das sportliche Hauptthema gewesen. In gut der Hälfte der in der größten Metropole des Landes aufliegenden Gazetten wird schon auf der Titelseite mit zum Teil großen Bildern berichtet. Neben dem Scheitern des Titelverteidigers wird natürlich auch jenem von Olympiasieger Ryu Seung Min Platz gewidmet.

Die Text-Passagen beschränken sich aber mehrheitlich auf den Österreicher. "Shanghai Daily" etwa schreibt: "Das Ausscheiden Schlagers war unzweifelhaft die größte Überraschung. Er hat vor zwei Jahren in Paris mit seinem WM-Titel für viel Aufsehen gesorgt, gestern war die Aufregung über seine Leistung aber noch größer."

Kritik durch Wang Liqin unterstützt

Allerdings bleibt auch Schlagers Kritik an den Spiel-Bedingungen nicht unerwähnt, die sogar durch eine ähnliche Aussage von Lokalmatador Wang Liqin unterstützt wird. Die große Erleichterung über das Fehlen eines der größten Konkurrenten der Chinesen ist freilich zwischen den Zeilen zu lesen.

Die offizielle "WM-Zeitung" lässt lieber Bilder sprechen. Es zeigt groß auf der Titelseite Schlager und ÖTTV-Herren-Bundestrainer Ferenc Karsai in einer Satzpause ziemlich ratlos. Dazwischen prangern ein Frage- und ein Rufzeichen.

Einen interessanten Artikel stellte "China View" auf seine Website "www.chinaview.cn". Darin wird der österreichische Schiedsrichter Josef Waizinger zitiert, dass Schlager gegen sich selbst verloren habe. Demnach nimmt der einzige bei dieser WM im Einsatz befindliche österreichische Referee dem ÖTTV-Ass nicht ab, dass seine Leistungen am Einfluss der Klimaanlage und der schlechten Bälle gelegen seien.

Der Oberösterreicher erklärte gegenüber dem Internet-Medium: "Ich spreche Schlager nicht seine Klasse ab. In wichtigen Spielen gegen große Gegner ist er in der Lage, Wunderbälle zu spielen. Sein Siegeswillen ist da einzigartig. Aber sein Problem ist, dass er die schwächeren Gegner in den frühen Runden nicht so ernst nimmt. Er ist dazu zu stolz, deswegen verliert er oft vorzeitig."

"Offenbar hat da jemand nicht seinen Job gemacht"

Werner Schlager streute bei der Pressekonferenz anch seinem Aus den chinesischen Athleten Rosen ("Sie verdienen es die Besten zu sein, sie trainieren auch am meisten"), wies aber auch auf die widrigen Bedingungen hin: "Als ich hierher kam, war ich sicher, wie immer in China gute Bedingungen zu vorzufinden. Aber offenbar hat da jemand nicht seinen Job gemacht."

Der entthronte Champion betonte, nicht mehr als Durchschnittsbedingungen zu verlangen. "Aber die Verhältnisse waren leider darunter. Ich habe mich auf die WM gefreut. Ich habe geglaubt, hier mein bestes Tischtennis zeigen zu können. Im Training spiele ich ja phasenweise Bälle, die ich noch nie gespielt habe. Aber wie ich die Bedingungen hier gesehen habe, war das vernichtend. Das hat mich zermürbt."

"Bin mit dem Kopf gescheitert"

Nicht umsonst war Schlager am Sonntag von Europameister Wladimir Samsonow sogar als dessen Titel-Favorit genannt worden. Aber der Niederösterreicher scheiterte wohl mental. Schlager gab auch zu, diese Herausforderung im Kopf nicht bewältigt zu haben. "In Paris habe ich die WM mit dem Kopf gewonnen", sprach er u.a. die vor zwei Jahren zahlreichen abgewehrten Matchbälle an. "Hier bin ich mit dem Kopf gescheitert."(APA)